Urbane Energiewende im Wuppertaler Klimaschutzquartier

19.09.2023

Die Klimaschutzsiedlung Alte Dorfstraße in Wuppertal zeigt, wie die Energiewende in Quartieren mit größeren Mehrparteienhäusern gelingen kann. Bei der Vorstellung machten sich NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur, Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und der Landesverband Erneuerbare Energien NRW ein Bild von dem Projekt.

Drei Gebäude mit 68 Wohneinheiten, zwei Gäste-Apartments und Gemeinschaftsräumen, eine Kombination aus Photovoltaik, Batteriespeicher und Wallboxen, Solarthermie, Pelletöfen sowie Wärmerückgewinnung: Die Klimaschutzsiedlung Alte Dorfstraße zeigt, wie die sektorenübergreifende Energiewende im Geschosswohnungsbau funktionieren kann. Das Projekt hat der Wohnimmobilienentwickler I.D.G. AG in Wuppertal-Sonnborn für die I.D.G. Genossenschaft Alte Dorfstraße e. G. umgesetzt. Unterstützt wird das Vorhaben über die Landesauszeichnung "100 Klimaschutzsiedlungen", die NRW.Energy4Climate betreut.

 

Strom, Wärme, Mobilität – alles fossilfrei

 

Den Großteil der Wärme der neuen Klimaschutzsiedlung erzeugt eine Solarthermieanlage, die in Kombination mit einem 20.000 Liter fassenden Pufferspeicher rund 90 Prozent des Wärmebedarfs der drei Gebäude deckt. Der liegt dank sehr guter Dämmung lediglich bei durchschnittlich 13 Kilowattstunden pro Jahr und Wohneinheit. Für Tage mit deutlichen Minusgraden und fehlendem Sonnenschein stehen zwei Pelletöfen bereit. Damit erreicht die Siedlung den ambitionierten Effizienzhaus-Standard 40 Plus.

 

Herzstück der Stromversorgung sind die Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 147 Kilowatt peak. Pro Jahr erzeugen sie etwa 110.000 Kilowattstunden, was bilanziell etwa der Hälfte des in den Wohngebäuden verbrauchten Stroms entspricht. Der Öko-Energieversorger naturstrom bündelt diesen Solarstrom, ergänzt durch Ökostrom aus dem Netz, für die Bewohner:innen zu einem günstigen und unkomplizierten Mieterstromtarif.

 

Ministerin Neubaur: Wollen Solarpotenzial heben

 

NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur sagte beim Ortsbesuch: „Die Klimaschutzsiedlung Alte Dorfstraße zeigt, wie die Energiewende auch die Innenstädte erreichen kann. Solche Vorzeigeprojekte brauchen wir, um die dahinterstehenden Konzepte in die Breite zu tragen. NRW hat ein riesiges Potenzial für Aufdach-Photovoltaik- und Solarthermieanlagen. Als Landesregierung arbeiten wir an verschiedenen Stellen daran, dieses Potenzial zu heben. Mit dem Folgeprojekt „KlimaQuartier.NRW“ setzen wir den Fokus noch einmal stärker auf den Einsatz erneuerbarer Energien und auf die Verringerung der CO2-Emissionen.“

 

„Hier in der Alten Dorfstraße zeigt sich, wie vielschichtig der Umbau der Energieversorgung ist, der uns in ganz Deutschland gelingen muss“, betont Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal. „Der Erfolg der Energiewende im Quartier wird nicht nur in Kilowattstunden gemessen. Sondern auch in Kategorien wie sozialer Teilhabe und Veränderungsbereitschaft. Ich freue mich, dass mitten in Sonnborn solch ein Vorzeigequartier entstanden ist.“

 

Für Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW, hat die Klimaschutzsiedlung in Wuppertal-Sonnborn das Potenzial zur Blaupause landesweit zu werden: „Damit Projekte wie hier in Wuppertal möglichst viele Nachahmer finden, müssen die Hürden weiter gesenkt und Anreize geschaffen werden. Wir begrüßen daher die geplante Solarpflicht, die im Zuge der Bauordnungsnovelle umgesetzt werden soll. Die Bundes- und die Landesregierung müssen viel, viel stärker auf solare Mieterstromprojekte setzen, da sie einerseits den Klimaschutz unterstützen und andererseits auch Mieter:innen von niedrigeren Strompreisen dank Erneuerbarer Energien profitieren lassen.“

 

Die Projekte Klimaschutzsiedlungen und KlimaQuartier.NRW werden von der Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate betreut. Weitere Informationen gibt es unter www.energy4climate.nrw/waerme-gebaeude/urbane-energieloesungen/100-klimaschutzsiedlungen-in-nordrhein-westfalen