Sichere Rohstoffversorgung: Ein Blick auf das japanische Modell der Rohstoffreserven der JOGMEC
03.03.2023
Die Energiewende benötigt neue Technologien. Die Technologien benötigen viele Rohstoffe. Die Verfügbarkeit der notwendigen Rohstoffe ist teilweise langfristig gesichert, die nachhaltige Versorgung mit anderen Metallen wiederum stellt eine Herausforderung dar. Ein Versorgungsengpass von Lithium oder seltenen Erden wäre für das Gelingen der Energiewende ein enormes Hindernis. Rund 60 Teilnehmer:innen aus den Bereichen Industrie, Behörden und Forschung haben sich im Januar auf Einladung von NRW.Energy4Climate deswegen in einem Online-Seminar mit alternativen Wegen der Rohstoffversorgung am Beispiel Japan beschäftigt.
Deutschland ist als ein führender Technologiestandort und Exportnation besonders stark auf eine sichere Rohstoffversorgung angewiesen. Um diese nachhaltig sicherzustellen, lohnt ein Blick in andere Länder. Besonders interessant ist das Modell der Rohstoffreserven-Sicherung der Japan Oil, Gas and Metals National Corporation (JOGMEC). Im Gegensatz zu Deutschland sichert Japan seine Ressourcen nämlich auf der Grundlage eines öffentlichen Mechanismus. Das bedeutet, dass die politische Ebene nicht nur unterstützend, sondern auch in direkter Beteiligung für eine zuverlässige Versorgungssicherheit im Rohstoffbereich sorgt.
Um das japanische Modell dem deutschen gegenüberzustellen – und hiervon zu lernen – hat NRW.Energy4Climate im Januar ein Online-Seminar veranstaltet. Jeweils zwei Referent:innen von deutscher und japanischer Seite waren eingeladen, ihre Strategien zu präsentieren. Auf japanischer Seite waren das die staatliche Agentur JOGMEC (London Office) selbst sowie das eng mit der JOGMEC verbundene Unternehmen JX Nippon Mining & Metals Corporation (Frankfurt Office) aus dem Nichteisenmetallsektor. Auf deutscher Seite berichtete Rock Tech Lithium Inc., ein deutsch-kanadisches Clean-Tech-Unternehmen aus Ratingen, das sich mit der Sicherung von Lithium beschäftigt, aus der Praxis. Zudem gab ein Branchenexperte der TU Chemnitz Input.
Das JOGMEC-Modell der Rohstoffreserven
Das staatliche Unternehmen JOGMEC soll private japanische Unternehmen im Ressourcensektor in ihren (internationalen) Operationen über Investitionshilfen und -garantien sowie mit technischer Expertise unterstützen. Wie Hiroki Yokote, Deputy General Manager des JOGMEC London Office, in dem Seminar betonte, werden Unternehmen dabei nicht eng begleitet, sondern die Betonung liegt auf Unterstützung. Hierbei gibt es – neben dem System der Rohstoffreserven-Sicherung – auch weitere Unterstützungsmaßnahmen wie zum Beispiel Finanzhilfen. Wichtig für JOGMEC ist die Kooperation mit den Unternehmen.
Die japanische Regierung hingegen beschränkt sich in dem Modell laut Koichiro Tsuchiya, General Manager des Frankfurt Office der JX Nippon Mining & Metals Corporation, auf die Minderung geopolitischer Risiken, die Stärkung der Versorgungskette, die Unterstützung des Rohstoffrecyclings sowie die Errichtung einer nationalen Reserve für kritische Rohstoffe.
Die Rohstoffversorgung in Deutschland
Auf Deutschland ist das JOGMEC-Rohstoffreserven-System nicht ohne Weiteres übertragbar. Wie Jakob Kullik, Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Internationale Politik der Technischen Universität Chemnitz, es nennt, haben Deutschland und die EU die Rohstoffsicherheit bislang „verschlafen“. Denn damit die Energiewende sicher und nachhaltig umgesetzt werden kann, sollten nicht nur die Unternehmen, wie das bislang in Deutschland weitestgehend der Fall ist, für die Rohstoffsicherung verantwortlich sein. Stattdessen bräuchte es dringend eine geostrategische und europäische Rohstoffpolitik. Das von NRW.Energy4Climate veranstaltete Online-Seminar hat gezeigt, dass das Rohstoffreserven-System von JOGMEC hierbei eine Vorlage bieten könnte.
Weitere Informationen zu dem Seminar sowie die Vortragsfolien können Interessierte unter rohstoffe@energy4climate.nrw anfragen.
Zum Hintergrund: Nachhaltige Rohstoffsicherheit bei NRW.Energy4Climate
NRW.Energy4Climate möchte die Akteure der Rohstoffwirtschaft, und darüber schließlich die rohstoffverarbeitenden Unternehmen in NRW, begleiten und unterstützen. Dies gelingt nur im engen Austausch mit der Branche, welcher neben der Vernetzung in branchenrelevanten Veranstaltungen zusätzlich im Rahmen eigener Workshops vertieft wird. Ergänzend dazu unterstützt die Landesgesellschaft die Marktakteure durch unterschiedliche Informationsangebote, wie etwa zu (inter-)nationalen Projekten, Ausschreibungen und Kooperationen oder zur Rohstoffsituation NRWs. Internationale Aktivitäten treibt NRW.Energy4Climate auch an dieser Stelle durch fachliche Betreuung ausländischer Delegationen und der Unterstützung von Unternehmerreisen ins Ausland voran. Um die vorhandenen Kompetenzen in NRW auch zukünftig zu sichern und auszubauen, ist es essenziell, Forschung und Lehre einzubeziehen und die Bedeutung einer nachhaltigen Rohstoffwirtschaft für das Gelingen der Energiewende der breiten Öffentlichkeit zu eröffnen.
Weitere Informationen gibt es unter https://www.energy4climate.nrw/industrie-produktion/rohstoffe/rohstoffe-der-energiewende