Internationale ­Partnerschaften für ­Wasserstoff und ­Folgeprodukte

Die Bedeutung internationaler Kooperationen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Als industrielle Kernregion in Deutschland hat Nordrhein-Westfalen einen besonders hohen Bedarf an Wasserstoff und Wasserstoffderivaten, die im Zuge der Umstellung auf eine klimaneutrale Wirtschaft und Industrie in großen Mengen benötigt werden. Bis zu 90 Prozent dieses Bedarfs werden auf absehbare Zeit durch Importe gedeckt werden müssen. Deshalb ist die internationale Zusammenarbeit Nordrhein-Westfalens mit anderen Ländern von grundlegender Bedeutung.

Durch internationale Partnerschaften soll die Versorgung der nordrhein-westfälischen Industrie- und Energiebranche mit klimaneutralen Energieträgern gesichert und diversifiziert werden. Gleichzeitig können Technologien und Anlagen aus NRW dazu beitragen, Lieferketten im Ausland aufzubauen. Seit 2023 organisiert NRW.Energy4Climate gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) verschiedene Aktivitäten zum Import klimaneutraler Energieträger, die Unternehmen in NRW dabei unterstützen sollen, internationale Partner für den Aufbau einer Wasserstofflieferkette und den Import klimaneutraler Energieträger zu finden.  

 

Aufbau einer europäischen Wasserstoffinfrastruktur  

 

Um den Anforderungen der Versorgungssicherheit mit Wasserstoff und Derivaten für NRW gerecht zu werden, ist sowohl zum Transport als auch zur Speicherung eine leistungsfähige und solide Infrastruktur notwendig. Wichtige Verbrauchsschwerpunkte müssen dazu über den Neubau von Pipelines oder die partielle Umwidmung des bestehenden Erdgastransportnetzes mit den großskaligen Elektrolysestandorten im In- und Ausland verbunden werden. Große Pipelinevorhaben wie etwa das Projekt „GET H2 Nukleus“ bilden die Keimzelle eines Wasserstoffinfrastrukturnetzwerks mit dem Herzstück und Umschlagplatz Lingen.  

 

Mit seiner geografisch zentralen Lage in Europa besitzt NRW ideale Voraussetzungen, um gemeinsam mit europäischen Partnern wie Belgien und den Niederlanden eine grenzüberschreitende Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. NRW profitiert darüber hinaus von seiner guten Anbindung an die norddeutschen, belgischen und niederländischen Seehäfen, an denen Importterminals für Wasserstoff und dessen Folgeprodukte aufgebaut werden. Für den Weitertransport des Wasserstoffs von den Nordseehäfen nach NRW sind Projekte wie der „Delta-Rhine-Corridor“ und „GET H2 Nukleuszentral. Mit den geplanten Pipelines dieser Projekte wird NRW von einer direkten Verbindung zu internationalen Wasserstofflieferanten profitieren.   

 

Erneuerbare Energien aus der Nordsee

 

Die European Hydrogen Backbone Initiative sieht fünf Importkorridore in Europa vor, wovon der Nordseekorridor prioritär für NRW vorgesehen ist. Insbesondere Länder in Nordwesteuropa mit dem für Offshore-Windenergie bedeutsamen Nordseeraum sind deshalb wichtige Partner für NRW. Die hohe Bedeutung des Nordseeraums als grünes Kraftwerk Europas wurde mit der Unterzeichnung der Ostende Declaration durch neun EU-Länder und die Europäische Kommission im April 2023 deutlich. Die gemeinsame Absichtserklärung sieht einen massiven Ausbau von Offshore-Windenergie in der Nordsee bis 2050 vor. Die Staaten bekräftigten den Aufbau von Offshore-Windkapazitäten von 120 GW bis 2030 und mindestens 300 GW bis 2050. Ein Pilotprojekt, das sich die Nutzung der Windkraft in der Nordsee zum Ziel gesetzt hat, ist Aqua Ductus, das aus Offshore-Windenergie grünen Wasserstoff produzieren und diesen anschließend über eine eigens gebaute Pipeline ans Festland transportieren möchte. 

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