Mit neuer Wasserstoffleitstelle den Hochlauf in NRW beschleunigen

15.02.2024

Die NRW-Landesregierung hat im Januar bei NRW.Energy4Climate die Wasserstoffleistelle H2.NRW eingerichtet. Interview mit Dr. Katharina Schubert, Fachbereichsleiterin Industrie und Produktion bei NRW.Energy4Climate

Zu welchem Zweck wurde die Leistelle H2.NRW gegründet? 
Dr. Katharina Schubert: Um das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 zu erreichen, ist es erforderlich, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen. Die großen Bedarfe in der Industrie, eine leicht umstellbare Erdgasinfrastruktur, die Nähe zu wichtigen Importhubs an der Nordsee, der ebenso starke wie innovative Anlagenbau und die exzellente Forschung rücken Nordrhein-Westfalen in eine ideale Ausgangslage, um bei diesem Hochlauf eine Vorreiterrolle einzunehmen. Die Wasserstoffleitstelle H2.NRW soll beim Erreichen dieser Ziele, also den Hochlauf zu beschleunigen und unser Bundesland zu einem Vorbild für die Etablierung einer klimaneutralen Wasserstoffwirtschaft zu machen, wesentlich unterstützen.  

 

Wer kann sich mit welchen Anliegen an die Leitstelle wenden?  
H2.NRW ist die zentrale Anlaufstelle für alle Themen im Bereich der Wasserstoffwirtschaft und richtet sich an alle entsprechenden Akteure – zum Beispiel Unternehmen, Kommunen, Infrastrukturbetreiber, Mobilitätsanbieter und Wasserstoffproduzenten. Sektorale Schwerpunkte liegen in der Energiewirtschaft, der Industrie und in der Mobilität. In Kooperation mit dem NRW-Wirtschaftsministerium unterstützen die H2.NRW-Fachexpert:innen von NRW.Energy4Climate die Akteure bei der Suche nach passenden Fördermöglichkeiten, bei Projektinitiierungen sowie bei der Vernetzung und dem Transfer von Wissen. Die Leitstelle informiert auch zu neuen Entwicklungen, Projekten, Veranstaltungen und Initiativen. Außerdem werden Praxisbeispiele, Publikationen und Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt, um die Umsetzung eigener Vorhaben zu erleichtern.  

 

Wie sollten Verbände, Unternehmen und Kommunen den Wasserstoffhochlauf unterstützen?  
Er kann nur gelingen, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Erstens werden sowohl top-down als auch bottom-up-Initiativen benötigt, die sich im besten Fall in der Mitte treffen. Ansonsten werden wir das bekannte Henne-Ei-Problem, welches dazu führt, dass jeder Akteur auf den ersten Schritt des jeweils anderen wartet, nicht überwinden. Hierfür braucht es auf der einen Seite unternehmerischen Mut und auf der anderen Seite den Rückhalt aus der Politik – auf allen Ebenen, von der EU- über die Bundes- und Landespolitik bis hin zu kommunalen Akteuren.  

Und zweitens ...? 
Beim Hochlauf ist nicht, wie man dem Wortlaut zufolge vermuten könnte, die Höhe entscheidend, sondern vielmehr die Breite: Es muss gelingen, die Wasserstoffnutzung zeitnah in die Breite zu bringen. Leuchtturmprojekte mit hoher Strahlkraft, wie der Aufbau der Direktreduktionsanlagen zur klimaneutralen Stahlherstellung bei tk Steel in Duisburg, sind unverzichtbar.

Der Erfolg oder Misserfolg des Wasserstoffhochlaufs wird sich jedoch letztlich daran bemessen, inwieweit es gelingt, einen ökonomisch tragbaren flächendeckenden, branchenübergreifenden Einsatz von Wasserstoff zu realisieren, auch und gerade im produzierenden Mittelstand. Hierbei kommt den Multiplikatoren innerhalb der Regionen und Branchen, also insbesondere den Industrie- und Handelskammern, den Wirtschaftsförderungen und den Verbänden eine besondere Bedeutung zu.  

Wir arbeiten seitens NRW.Energy4Climate aktiv daran, die Zusammenarbeit zwischen uns und diesen relevanten Multiplikatoren im Sinne der Transformation kontinuierlich auszubauen und zu verbessern. Denn eines ist klar: Der Wasserstoffhochlauf gelingt entweder gemeinsam oder gar nicht. 

 

Zur Leitstelle H2.NRW