Im Gespräch: Ein Blick zurück – zwei Jahre NRW.Energy4Climate

28.03.2024

Anfang 2022 hat NRW.Energy4Climate unter den beiden Geschäftsführern Ulf C. Reichardt und Samir Khayat die Arbeit aufgenommen. Nun tritt Samir Khayat in den Ruhestand – Anlass für beide Geschäftsführer, zusammen auf die gemeinsamen Jahre bei und mit NRW.Energy4Climate zurückzublicken.

Zwei Jahre sind seit dem offiziellen Start von NRW.Energy4Climate vergangen – wie schaut ihr heute auf die erste Zeit von NRW.Energy4Climate? 

Ulf Reichardt: Ehrlich gesagt: verblüfft und sehr stolz. Verblüfft, denn die beiden Jahre sind vergangen wie im Flug. Ich weiß noch genau, wie ich Samir das erste Mal traf. Wir kannten uns zuvor nicht, aber unser Auftrag hat uns schnell zusammengebracht: Nordrhein-Westfalens größte Landesgesellschaft aufbauen. Mit dem Ziel, die Themen Energiewende und Klimaschutz in NRW entscheidend voranzubringen, NRW aber gleichzeitig als Wirtschaftsstandort für die Zukunft zu stärken! Eine herausfordernde Aufgabe, die zusammenschweißt. Und stolz, wenn ich mit großer Freude auf das wunderbare Team schaue, das wir in den letzten beiden Jahren trotz Fachkräftemangels, Corona-Krise und anfangs noch fehlender Strukturen und Prozesse gemeinsam aufbauen konnten.  

Samir Khayat: In der Tat, es waren zwei intensive, kurzweilige und sehr bereichernde Jahre. Auch mich macht es stolz, was wir in dieser Zeit mit unserem Team und mit unseren Partnern und Stakeholdern in der Wirtschaft, im Bereich der Regionen und Kommunen, aber auch auf internationaler Ebene bereits geschafft haben.   

 

Was waren und sind eure persönlichen Highlights?  

Ulf Reichardt: Da muss ich nicht lange überlegen: Mein Highlight sind auf jeden Fall die Menschen, die bei NRW.Energy4Climate arbeiten. Es ist uns gelungen, ein extrem engagiertes, eigeninitiatives Team aufzubauen. Darauf bin ich – ich kann es nicht oft genug sagen – wahnsinnig stolz. Ein kununu-Score von 4,7 (von 5), ein sehr niedriger Krankenstand von um die zwei Prozent und kaum Fluktuation mögen Beleg dafür sein, dass nicht nur wir als Geschäftsführung ganz zufrieden sind mit dem Erreichten. Wir haben die Landesgesellschaft aber nicht nur personell aufgebaut, sondern natürlich auch unser inhaltliches Portfolio geschärft, strategische Partnerschaften geschlossen und zahlreiche Projekte angestoßen, begleitet oder selbst umgesetzt. 

Samir Khayat: Ich kann Ulf nur zustimmen. Vielleicht noch ergänzend: Mich freut zu sehen, wie sich gute Ideen weiterentwickeln. IN4climate.RR ist ein Partnerprojekt der Landesinitiative IN4climate.NRW. Mit diesem haben wir die erfolgreiche Idee der Landesinitiative, Unternehmen, Wissenschaftler und Politik an einen Tisch zu bringen, ins Rheinische Revier importiert. Dass die Initiative 2023 vom Bundeswirtschaftsministerium ausgezeichnet wurde, freut mich natürlich. Ebenso, dass IN4climate.NRW im Sachstandsbericht des Weltklimarats positiv erwähnt wird und nun mit dem Industriepakt weiterentwickelt wurde. 

 

Gab es auch „Lowlights“? Was war die größte Herausforderung beim Aufbau der Landesgesellschaft?  

Samir Khayat: Eine Landesgesellschaft zu so einem wichtigen und auch zeitkritischen Thema stampft man nicht so einfach aus dem Boden. Klar gab es zu Beginn auch Bedenken, vor allem, wie uns die Stakeholder wahrnehmen. Wir sind uns aber sicher: Ein klimaneutrales NRW gelingt nur gemeinsam mit allen Kräften oder gar nicht. Nach etwas über zwei Geschäftsjahren können wir feststellen: NRW.Energy4Climate ist angekommen! Viele Bedenken waren gänzlich unbegründet. Wir sind in NRW gut vernetzt und freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern – ob in NRW, auf Bundesebene oder mit unseren internationalen Partnerländern. 

 

Und wie lief es hinter den Kulissen?  

Ulf Reichardt: Samir sprach ja schon das „aus dem Boden stampfen“ an – in gewisser Weise bedeutete das schnelle Wachstum in den ersten zwei Jahren aber genau das: Von einem Kernteam mit rund 15 Mitarbeitenden sind wir erfolgreich auf ein mittlerweile 124-köpfiges Team gewachsen, wenn man hier die Projektmitarbeitenden und studentischen Hilfskräfte mitzählt. Das bedeutete Aufbau von grundlegenden Strukturen, rechtssicheren Prozessen und oft auch Improvisation und Ausprobieren der besten Formate. Aber genau das macht unsere agile Unternehmenskultur aus, wie ich finde. 

 

Wie seht ihr die Landesgesellschaft und unsere Themen aktuell aufgestellt?  

Ulf Reichardt: Als Landesgesellschaft sehen wir als Teil unseres grundsätzlichen Auftrags, die Landesregierung bei wesentlichen Fragen zu Strategie und Regulatorik oder Förderverfahren rund um Klimaschutz zu unterstützen. Die vier energieintensivsten Sektoren stehen dabei im Fokus. In dieser Rolle sind wir angekommen: Wir sind an vielen Vorhaben des Landes beteiligt oder unterstützen diese aktiv. Ob bei zentralen Strategien wie der Energie- und Wärmestrategie des Landes, der Umsetzung des Bürgerenergiegesetzes oder der Mission E zur klimaneutralen Landesverwaltung, die sich ganz direkt an die rund 170.000 Beschäftigten in den Verwaltungen richtet. Kontinuierlich beraten wir alle Akteure in den Kommunen – sowohl digital mit unserer zentralen Anlaufstelle für Kommunalverwaltungen (klimaneutrale-kommune.nrw) oder dem Kompetenzzentrum Wärmewende für die kommunale Wärmeplanung (waermewende.nrw), aber auch direkt vor Ort in den Regionen sind wir fest verankert. Wir sind Projekttreiber, Ideenscout, Transformationsbegleiter, Impulsgeber und Thinktank in einem.  


Samir Khayat: Auch für entscheidende Investitionen für die Transformation in NRW bereitet die Landesgesellschaft den Boden zum Beispiel mit dem Industriepakt, der Begleitung von Mobilitäts-Projekten für Wasserstoffinfrastrukturen, Kampagnen wie „Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern”, der Leitstelle H2.NRW und anderen landesweiten Initiativen. International sorgt unser Querschnittsbereich dafür, dass wir die wirtschaftlichen Interessen NRWs mit entsprechenden Regionen und Staaten sinnvoll verknüpfen, vor allem in den Bereichen Wasserstoff und Kohlenstoffmanagement. Also wir sind absolut vielfältig aufgestellt.  

 

Was ist euch persönlich wichtig: Was macht für euch NRW.Energy4Climate heute aus?  

Samir Khayat: Ganz zentral für mich ist, dass wir sektorübergreifend agieren und arbeiten. Wir decken mit unserer Unternehmensstruktur die vier emissionsstärksten Sektoren ab, denken diese intern übergreifend, nutzen Synergien statt Vereinzelung, wo es nur geht und arbeiten vernetzt, digital und von vielen verschiedenen Standorten aus zusammen.  

Ulf Reichardt: Ja, ich bin überzeugt, die überwiegende dezentrale, flexible und digitale Arbeitsweise des Teams ist zukunftsweisend. Nicht nur intern, auch extern setzen wir auf digitale Formate: Wie bei unserer erfolgreichen Online-Reihe „KLIMA UM 10“ für Kommunen oder bei unseren digital verfügbaren Publikationen, die wir nicht mehr drucken.  
Zentral für mich sind aber auch die eigenständige Arbeitsweise und Vertrauen in die Mitarbeitenden sowie Raum und Möglichkeiten für Eigeninitiative und Mitwirkungsmöglichkeiten.   

 

Samir, du hast bereits vor NRW.Energy4Climate Klimaschutz in NRW jahrzehntelang begleitet – wie blickst du nach all den Jahren auf die Transformation in NRW?  

Samir Khayat: Hoffnungsvoll. Die Debatte hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Heute steht erfreulicherweise nicht mehr zur Debatte, ob NRW klimaneutral wird, sondern wie dies am besten und schnellsten gelingt. Thyssenkrupp baut seine Stahlproduktion klimaneutral um. Das erste klimaneutrale Zementwerk entsteht in NRW. Relevante Förderprogramme konnten mitgestaltet werden. Wir arbeiten zudem an neuen Energieversorgungsstrategien für NRW, unterstützen die klimaneutrale Mobilität und begleiten das Kernprojekt der klimaneutralen Wärmeversorgung in Kommunen, Regionen und Unternehmen. Klar ist aber auch: Die Zeiten sind herausfordernd und wir dürfen zu keinem Zeitpunkt nachlassen, um die Ziele zu erreichen. 

 

Wie geht es dir zum Wechsel in den Ruhestand?  

Samir Khayat: Nach all den Jahren, den vielen Stationen und Aufgaben ist es schon komisch, Abschied zu nehmen. Es gibt noch so viel zu tun. Gleichzeitig freue ich mich, dass das Thema bei meinem Team in so guten und nun jüngeren Händen ist. Das ist gut so. Die Transformation in NRW geht weiter. Persönlich freue ich mich nun auf einige Reisen und mehr Zeit für meine Hobbies, zum Beispiel Kochkurse und Radfahrten auf den ehemaligen Bahntrassen des Ruhrgebiets oder auch gerne überall in Europa. Zum Quartals-Teamfrühstück will ich aber sicher noch mal vorbeischauen, die Kolleginnen und Kollegen haben mich eingeladen. 

 

Ulf, wie geht es dir zum Abschied von Samir?  

Ulf Reichardt: Mir bleibt nur Danke zu sagen, für deine engagierte Arbeit, deine Impulse, deine Menschlichkeit, ja: deine freundschaftliche Kollegialität. Es waren großartige, intensive zwei Jahre, die wir sehr gut und erfolgreich zusammen gemeistert haben, wie ich finde. In denen wir aber auch beide viel gelernt haben. Trotz unseres fortgeschrittenen Alters :) Ich bin stolz und beruhigt, wie gut wir als Team in der Landesgesellschaft aufgestellt sind und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Christian Mildenberger, der spannende neue Impulse in die Landesgesellschaft bringt. Auf dass NRW klimaneutral wird. Gemeinsam und mit voller Energie!