Aus den Regionen: Wie die Gemeinde Laer Klimaschutz sparsam und mutig voranbringt

17.05.2024

Interview mit Manfred Kluthe, Bürgermeister der Gemeinde Laer, anlässlich des Klimagipfels Münsterland

65 Kommunen haben sich beim Klimagipfel Münsterland, einer Gemeinschaftsveranstaltung vom Münsterland e.V., der Münsterland-Kreise, der Stadt Münster und von NRW.Energy4Climate, in der Bezirksregierung Münster zu mehr lokalem Klimaschutz und zu einer verstärkten regionalen Zusammenarbeit bekannt und unterzeichneten das Kommuniqué „Münsterland ist Klimaland – Wir sind dabei!“.

Bei der Veranstaltung gab unter anderem Manfred Kluthe, Bürgermeister der Gemeinde Laer, Einblicke zum Thema „Klimaschutz bei knappen Kassen“ – und berichtet dazu im Interview: 
 

Wie geht Klimaschutz bei knappen Kassen? Welche vielleicht auch kleinere Maßnahme hatte eine große Wirkung und würden Sie anderen Kommunen weiterempfehlen? 
Kleinere Maßnahmen, die bei uns eine gute Wirkung erzielt haben, waren beispielsweise das Einführen der Klimaampel bei allen Ratsbeschlüssen, die Installation von PV-Anlagen auf kommunalen Dächern inklusive Speicher, Aufstellen von Mitfahrbänken, Verleih von Lastenrädern, Aufstellen von Kriterien für Freiflächen-PV, der Start der kommunalen Wärmeplanung, kleinere, gasfreie Nahwärmenetze oder die Unterstützung von Unternehmen, die Wasserstoff in genehmigungsfreien Mengen produzieren wollen.  

Was dagegen einen großen Hebel für den Klimaschutz hatte, aber uns „nur” überschaubare Planungskosten abverlangte, war die sorgfältig abgewogene Aufhebung des Teilflächennutzungsplans Wind, sodass sehr zügig sechs neue Windkraftanlagen durch lokale Akteure mit finanzieller Bürgerbeteiligung genehmigt wurden. Der Gesamtertrag aller Windkraftanlagen wird schlussendlich für circa 40.000 Haushalte reichen, oder anders gesagt: Wir produzieren etwa 13-mal so viel, wie wir verbrauchen und könnten eine Stadt wie Konstanz mit Strom versorgen. Wir hätten auf den Stromsektor bezogen bilanziell sogar einen negativen CO2-Saldo und sind damit nicht nur schon klimaneutral, sondern sogar klimapositiv. 
 
Gerade bei finanziellen Engpässen schrecken viele Kommunen vor Investitionen in den Klimaschutz zurück. Welche Stimmung nehmen Sie gerade in den Kommunen wahr? 
Die Stimmung in den Kommunen nehme ich schon als sehr angespannt wahr, gerade in finanzieller und personeller Hinsicht vor dem Hintergrund vieler gleichzeitiger Herausforderungen – das kann man nicht schönreden. Allerdings haben wir schon viele Krisen gemeistert und wissen um unsere Stärke, die vor allem in der Vernetzung und dem Zusammenhalt zwischen uns Kommunen und der Bürgerschaft besteht. Das sollten wir nicht verspielen, sondern weiter ausbauen. Wenn wir uns weniger mit dem beschäftigen, was nicht geht, statt mit dem, was geht, haben wir viel erreicht. 

Wie lässt sich ein Zurückfallen bei den Klimaschutzzielen verhindern? 
Ich denke, wir müssen etwas größer denken und die Kräfte noch mehr bündeln. Etwas weniger Flickenteppich und größere zusammenhängende Projekte anstoßen, um den Hebel zu vergrößern. Um das zu erreichen, müssen wir Hürden in Bund und Land abbauen und statt einem Förderdschungel zum Beispiel ähnlich der Schulpauschale eine Klimaschutzpauschale einzuführen. Damit wir in den Zielen nicht zurückfallen, brauchen wir daneben eine kollektive Akzeptanz. Wir im Münsterland haben es geschafft, die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und sie auch finanziell an den Klimaprojekten zu beteiligen, sodass wir hoffen, dass sich dieses Modell herumspricht, damit wir die Klimaschutzziele insgesamt in Deutschland und Europa erreichen. 

Viele Kommunen nutzen unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten: Sie gründen Projektgesellschaften oder beschließen ein Energiespar-Contracting. Welche Finanzierungsmöglichkeiten können Sie anderen Kommunen empfehlen?  
Neben der Akquise von Fördermitteln hat sich die Gründung von interkommunalen
Bürgerenergiegenossenschaften bewährt. So kann Kapital schnell generiert werden und die Mitbestimmung und Identifikation mit den Projekten gestärkt werden. Neben Fördermitteln kann auch Crowdfunding, gerade für kleinere Projekte eine Lösung sein. 
  

Mehr Informationen zu finanzieller Beteiligung an Energiewendeprojekten im Leitfaden von NRW.Energy4Climate 

Mehr Informationen zum Energiespar-Contracting 

Podiumsdiskussion zum Thema „Klimaschutz bei knappen Kassen“ mit Moderatorin Kathrin Kampmann (NDR), Christian Mildenberger, NRW.Energy4Climate, Manfred Kluthe, Gemeinde Laer, Karin Rodeheger, Stadt Oelde und Michael Kösters, Münsterland e.V.