Aus den Regionen: Münster macht Klimaschutzfortschritte sichtbar
29.08.2024
Immer mehr Kommunen ergänzen ihre Treibhausgasbilanz mit einem digitalen Maßnahmenmonitoring. Die Stadt Münster macht ihre Fortschritte im Klimaschutz mit einem Monitoringtool und einer Webseite transparent.
Viele Kommunen in NRW haben sich ambitionierte Ziele gesetzt und streben an, bereits vor 2045 klimaneutral zu sein. Sich ein Ziel zu setzen, ist die eine Sache, das Ziel durch erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen nachzuhalten, eine ganz andere. Um einschätzen zu können, ob sich die Kommune auf dem richtigen Pfad befindet, müssen die Effekte von Klimaschutzmaßnahmen sicht- und messbar gemacht werden. Dies ist eine – auch technisch – oft herausfordernde Aufgabe.
Klassische Treibhausgasbilanz als Entscheidungsgrundlage für die Verwaltung
Ein klassisches Mittel zur Darstellung von Emissionen beziehungsweise deren Reduktion auf kommunalem Gebiet sind Treibhausgasbilanzen (THG). „Eine territoriale Treibhausgasbilanz dient als Ausgangsbasis, um einen Überblick über die Verteilung und Entwicklung der Emissionen in der Kommune zu erhalten und Ansatzpunkte für Projekte und Maßnahmen zu identifizieren“, erklärt Marco Elbin, Fachexperte für den kommunalen Klimaschutz bei NRW.Energy4Climate. Sie ist die Grundlage für die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts und häufig Voraussetzung bei der Beantragung von Fördermitteln. Für die Kommunalverwaltung dient eine solche Bilanz der Berichterstattung gegenüber der Kommunalpolitik sowie als Entscheidungsgrundlage.
Digitales Maßnahmenmonitoring der Stadt Münster macht konkrete Effekte sichtbar Möchte die Kommune jedoch die Effekte einzelner Klimaschutzmaßnahmen auch für jedermann sichtbar machen oder aktuell über den Fortschritt informieren, stößt eine klassische THG-Bilanz schnell an ihre Grenzen. Da viele Daten erst zeitverzögert vorliegen, kann die Bilanz stets nur einen zeitversetzten Trend abbilden. Auch Rückschlüsse auf Effekte einzelner Maßnahmen lassen sich daraus kaum ableiten. Aus diesem Grund haben sich mittlerweile viele Kommunen für zusätzliche Lösungen entschieden: digitale Monitoringtools.
Ein Beispiel ist das Klimadashboard Münster, das NRW.Energy4Climate ab sofort als Praxisbeispiel ausführlich vorstellt. Es visualisiert und klärt über Klimaschutzmaßnahmen auf und erlaubt deren Priorisierung. Es richtet sich insbesondere an Entscheidungstragende aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und anderen Einrichtungen. Aber auch die breite Öffentlichkeit kann über die Webseite die Fortschritte der Stadt im Klimaschutz mitverfolgen. Das Besondere am Beispiel Münster: Das Dashboard baut auf einer Open-Source-Software auf.
Weitere Beispiele für ein digitales Maßnahmenmonitoring sind das Klimabarometer der Stadt Dortmund oder der Klima-Monitor der Blütenstadt Leichlingen. Ergänzend zur klassischen THG-Bilanz versprechen diese Werkzeuge einen großen Mehrwert durch die aktuelle, transparente und detailliertere Messung konkreter Maßnahmen.
Angebote helfen bei der Erfassung und Interpretation von THG-Bilanzen
Trotzdem bleibt die THG-Bilanz für jede Kommune weiterhin eine wichtige Grundlage. Für die Erstellung ihrer THG-Bilanz können die Kommunen in NRW den Klimaschutz-Planer des Klima-Bündnisses nutzen. Die Software wird ihnen durch eine Landeslizenz kostenfrei zur Verfügung gestellt (Klimaschutz-Planer & Kom.EMS - NRW.Energy4Climate). Derzeit sind 391 Städte, Gemeinden und Kreise in NRW registriert.
Berechnungsgrundlage bildet hierbei der Bundesstandard Bilanzierungs-Systematik Kommunal (BISKO). „Der BISKO-Standard stellt eine einheitliche, vergleichbare und verlässliche Erfassung von Treibhausgasemissionen sicher“, erklärt Dr. Nicole Rogge von der Agentur für kommunalen Klimaschutz, die BISKO seit 2023 betreut und Kommunen bei der Anwendung unterstützt. Für eine aussagekräftige Bilanz spielen neben Software und Bemessungsgrundlage in erster Linie die Verfügbarkeit und Aufbereitung von Daten eine große Rolle. Auch die Interpretation der fertigen THG-Bilanz ist nicht zu unterschätzen, da neben kommunalen Maßnahmen auch externe Faktoren wie die Coronapandemie oder ein vergleichsweise kalter oder milder Winter einen Einfluss auf die Entwicklung von Emissionen haben können.
Bilanzen sollten mehr sein als Momentaufnahmen
Um Kommunen in diesen Fragen zu unterstützen, bietet NRW.Energy4Climate ein breites Unterstützungsangebot aus Initialberatung, digitalen kollegialen Austauschformaten sowie einen jährlichen Erfahrungsaustausch in Präsenz. Das Klima-Bündnis führt zudem regelmäßig Schulungen durch. Auch die Agentur für kommunalen Klimaschutz hat im Juli zwei neue Publikationen zu dem Thema veröffentlicht, die fortan regelmäßig aktualisiert werden: das Methodenpapier: BISKO sowie die Hilfestellung zur Interpretation der kommunalen Treibhausgasbilanz für das Jahr 2021 (Bilanzierung & Monitoring). Marco Elbin gibt zu bedenken: „Eine Bilanz stellt immer nur eine Momentaufnahme dar. Um mittel- und längerfristige Aussagen über die Entwicklung der Emissionen und damit die Klimaschutzaktivitäten zu machen, ist eine regelmäßige Fortschreibung unerlässlich.“ Er empfiehlt daher, die Bilanz mindestens alle drei bis fünf Jahre fortzuschreiben.
Zum Thema THG-Bilanz oder Monitoring von Klimaschutzmaßnahmen gibt das Infoblatt Wie messe ich Klimaschutz? einen ersten Überblick über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Bilanzierungs- und Messinstrumente.
Eine dazugehörige Online-Veranstaltung von NRW.Energy4Climate findet am 7. November statt.
Das difu bietet am 10. September die Online-Veranstaltung Klimaschutz-Monitoring für eine nachhaltige Zukunft - Beispiele aus der Praxis an. In der Reihe Agentur-Online der Agentur für kommunalen Klimaschutz finden am 24. September und am 10. Dezember Webinare zu den Themen „Treibhausgasbilanzierung“ und „Datenbeschaffung“ statt.