Interview zur Broschüre „Finanzielle Beteiligung an Energiewendeprojekten“
14.05.2024
Die neue Broschüre von NRW.Energy4Climate zeigt, wie Bürger:innen und Kommunen vom lokalen Ausbau Erneuerbarer Energien profitieren können. Sie informiert über Optionen, Chancen und Herausforderungen gängiger finanzieller Beteiligungsmöglichkeiten in Deutschland. Dies umfasst sowohl Beteiligungen auf freiwilliger Basis als auch die seit Kurzem verpflichtende Beteiligung gemäß Bürgerenergiegesetz NRW. Im Interview erklärt Mirco Sieg, Fachexperte für Bürgerenergie bei NRW.Energy4Climate und Autor der Broschüre, die Hintergründe:
Warum ist die finanzielle Beteiligung von Bürger:innen und Kommunen an Energiewendeprojekten wichtig?
Finanzielle Beteiligung ermöglicht eine attraktive Verteilung, nicht nur der Kosten, sondern auch der Gewinne von Energiewendeprojekten. Anwohner:innen können dadurch direkt vom Zubau der Erneuerbaren Energien profitieren. Zudem gewinnen sie indirekt, wenn ihren Gemeinden mehr Geld durch zum Beispiel Einnahmen aus den Projekten für weitere Klimaschutzprojekte zur Verfügung steht. Das kann und soll die Akzeptanz für solche Projekte bei Bürger:innen, Kommunen und anderen lokalen Akteuren erhöhen.
Die Broschüre stellt mehrere finanzielle Beteiligungsoptionen vor – wie kam diese getroffene Auswahl zustande?
Die Interessen der einzelnen Beteiligten – darunter Vorhabenträger, Flächenbesitzer:innen, Kommunalverwaltungen, lokale Energieversorger oder Anwohner:innen – können sehr verschieden sein und unterscheiden sich auch entsprechend der regionalen und lokalen Begebenheiten. Daher ist es wichtig, je nach Situation vor Ort passende Beteiligungsoptionen auszuwählen und gegebenenfalls auch zu kombinieren. Unsere Auswahl umfasst die gängigsten Beteiligungsoptionen in Nordrhein-Westfalen und Deutschland, die sich aus unserer Erfahrung in der Praxis bewährt haben.
Welche Optionen sind das?
Es gibt grundsätzlich drei Ansätze: Bürger:innen und Kommunen können sich zum einen unternehmerisch beteiligen, indem sie im Rahmen von Bürgerenergiegenossenschaften selbst aktiv werden. Alternativ können sie sich auch unternehmerisch an Projektgesellschaften von Dritten beteiligen.
Die zweite Möglichkeit ist eine rein finanzielle Beteiligung über Anlageprodukte wie Nachrangdarlehen. Dann bekommen Anleger in der Regel eine feste Verzinsung über eine festgelegte Laufzeit.
Die dritte Möglichkeit sind indirekte Beteiligungen ohne den Einsatz von Eigenkapital. Hier werden Gewinne von den Energiewendeprojekten zugunsten der Standortkommunen oder ihrer Einwohner:innen ausgegeben. Das können zum Beispiel vergünstige Stromtarife für Anwohner:innen in räumlicher Näher der Projekte sein.
Was ist Ihre Botschaft an die oft klammen Kommunen, die jetzt auch noch einen aufwändigen Beteiligungsprozess gestalten sollen?
Tatsächlich kann die Entwicklung und Umsetzung von Beteiligungskonzepten für Kommunen einen gewissen Aufwand bedeuten. Dies betrifft vor allem die Dialogprozesse mit den verschiedenen Interessensgruppen. Die Kommunen sollten jedoch auch die klaren Vorteile für sich sehen: Sie können hier selbst federführend gestalten, was vor ihrer Haustüre passiert. Zudem wird sich die Mühe für die Kommunen im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen.
Wie hilft NRW.Energy4Climate konkret bei der Umsetzung von Beteiligungsprojekten?
Wir sind aktuell – auch anlässlich des neuen Bürgerenergiegesetzes NRW – im Austausch mit vielen Kommunen. Aber nicht nur bei Windenergieprojekten gibt es ein großes Interesse an finanzieller Beteiligung. Wir sehen derzeit viele Neugründungen von Bürgerenergiegenossenschaften in Nordrhein-Westfalen. Und auch viele etablierte Bürgerenergieakteure kontaktieren uns, wenn sie zum Beispiel neue Photovoltaikprojekte entwickeln oder Wärmenetze realisieren möchten.
Je nach Anliegen erklären wir in Online-Seminaren oder Einzelgesprächen zum Beispiel, welche Chancen und Herausforderungen mit verschiedenen Beteiligungsoptionen verbunden sind. Wir sprechen auch darüber, wie transparente Dialogprozesse gestaltet werden können oder welche Geschäftsmodelle im Einzelfall in Frage kommen. Dazu bieten wir Informationsbroschüren an wie "Bürgerenergiegesetz NRW – einfach erklärt”. Aber auch für die Umsetzung von Projekten bieten wir Beratung und Informationsbroschüren wie „Photovoltaik auf Freiflächen“ an.
Kontakt:
Fachexpert:innen von NRW.Energy4Climate stehen Kommunen und Vorhabenträgern gerne beratend zur Seite. Für Fragen rund um Beteiligung wenden Sie sich gerne an Fachexperte Mirco Sieg. Bei Fragen zum Bürgerenergiegesetz NRW erreichen Sie uns hier per E-Mail.
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