Binnenschiffe

In der Binnenschifffahrt befinden sich erste Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im Einsatz. Der Markthochlauf braucht Zeit.

Binnenschiffe stellen schon jetzt eine effiziente Methode des Gütertransports dar. Hohe Energiebedarfe und komplizierte Regularien sorgen jedoch für besondere Herausforderungen bei der Dekarbonisierung. Je nach Energiebedarf können hier Batterien oder Wasserstoff oder in der Seeschifffahrt auch synthetische Kraftstoffe zum Einsatz kommen.

Schiffe gehören zu den Fahrzeugen mit den höchsten Antriebsleistungen und damit verbunden größten Energiebedarfen. Damit ist die Speicherung der Energie die größte Herausforderung. Fachleute gehen daher davon aus, dass im Bereich der Hochseeschifffahrt flüssige, synthetische Kraftstoffe oder LNG (Liquified Natural Gas = verflüssigtes Erdgas) in Verbindung mit Verbrennungsmotoren das Antriebssystem der Wahl sind. Diese Kraftstoffe sind natürlich klimaschonend, aus grünem Wasserstoff, herzustellen. Das bislang häufig verwendete Schweröl soll nicht mehr benutzt werden.

 

 Elektrifizierung der Binnenschifffahrt ist möglich, aber kompliziert 

 

Im Bereich der Binnenschifffahrt oder im Fährverkehr zwischen den Inseln sind emissionsfreie, elektrische Antriebe hingegen durchaus eine Option, da die Strecken erheblich kürzer sind und durch die Nähe zum Festland immer wieder die Möglichkeit zum Laden oder Tanken besteht. Prinzipiell sind hier ähnliche Kriterien für die Auswahl des Antriebssystems entscheidend wie bei anderen Fahrzeugen, wobei bei Schiffen weniger das Gewicht des Energiespeichers ein Problem ist als dessen Platzbedarf. Zudem ist das Regelwerk der IMO „International Maritime Organisation“ sehr komplex und sieht aktuell die Verwendung von Wasserstoff als Kraftstoff nicht vor. Änderungen im Regelwerk sind typischerweise sehr zeitintensiv.

 

Batterieantriebe werden in der Binnenschifffahrt vor allem für nicht-fließende Gewässer diskutiert. Ein Beispiel ist die Ausflugsschifffahrt auf den Talsperren. Jedoch bereits auf Kanälen werden Brennstoffzellenantriebe bevorzugt. Auf Fließgewässern wie dem Rhein kommt man am Wasserstoff nicht mehr vorbei. So benötigt ein Containerschiff für die Fahrt von Rotterdam nach Duisburg stromaufwärts 20 Megawattstunden Antriebsenergie, stromabwärts weniger als die Hälfte.

 

Weil es regelungsbedingt und aus Platzgründen aktuell nicht möglich ist, Wasserstoffspeicher in die Schiffe einzubauen, werden sowohl bei dem Kanal-Schubschiff “ELEKTRA” als auch bei den im Projektverbund RH2INE geplanten Containerschiffen Flaschenbündelspeicher oder -container vorgesehen, die auf Deck der Schiffe stehen. Diese können dann in den Häfen während des Lade-/Löschvorgangs schnell ausgetauscht werden. Lange Liegezeiten für die Betankung sind dann nicht notwendig. Mit der H2 Barge 1 und der MS Antonie wurden nun die ersten wasserstoffbetriebenen Binnenschiffe im Rahmen von RH2INE in den Niederlanden in Betrieb genommen. Außerdem ist das Projekt CONDOR zum Aufbau einer Flotte von 50 Binnenschiffen in den nächsten zehn Jahren angelaufen.

 

Bislang sind Schiffe mit alternativen Antrieben eher die Ausnahme. Schiffe haben zudem eine sehr lange Nutzungsdauer von mehreren Jahrzehnten, sodass die Umstellung der Schiffsflotten deutlich länger dauern wird als bei anderen Fahrzeugarten.

Ihr Kontakt

Stefan Garche

Projektmanager Wasserstoffmobilität

Tel: +49 211 8220 864 04

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