Pressemappe: Das geht in NRW

Klimaneutral werden lohnt sich für Unternehmen und Kommunen in Nordrhein-Westfalen

In der digitalen Pressemappe finden Medienvertreterinnen und -vertreter anlässlich der Kampagne „Das geht in NRW“ vertiefendes Hintergrundmaterial zu erfolgreichen Praxisbeispielen der Transformation. 

Wie Unternehmen, Kommunen und ihre Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen von der Transformation profitieren können, zeigen zahlreiche vorbildliche Projekte. Stellvertretend für unterschiedliche Ansätze und Technologien, die heute schon erfolgreich im Einsatz sind, gibt die Landesgesellschaft vertiefende Einblicke zu vier Projekten der Kampagne und zieht eine positive Zwischenbilanz zum aktuellen Stand der Transformation in NRW.  

 

Pressemitteilung 20.08.2025: Klimaneutral werden und davon profitieren – das geht in NRW

Klimaneutral werden und davon profitieren? Wie das geht und wie die Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz Unternehmen und Kommunen dabei unterstützt, zeigt NRW.Energy4Climate mit Praxisbeispielen unter dem Motto „Das geht in NRW“. Bei einem gemeinsamen Pressetermin haben Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und NRW.Energy4Climate-Geschäftsführer Christian Mildenberger die Kampagne vorgestellt und positive Zwischenbilanz gezogen zum aktuellen Stand der Transformation in NRW.

Wie Kommunen mit der Energiewende neue Einnahmen generieren und ihren Haushalt stabilisieren können, demonstriert die Stadt Lichtenau beispielhaft und ist damit eine von vier Geschichten erfolgreicher Transformation, die NRW.Energy4Climate derzeit unter dem Titel „Das geht in NRW!“ in den Fokus stellt. Ein weiteres Beispiel ist das Industrieunternehmen Schöneweiss & Co. aus Hagen, das grünen Direktstrom nutzt und dadurch seine Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Auch das Logistikunternehmen Contargo aus Neuss, das eine E-Lkw-Flotte aufbaut und damit Kosten senkt, profitiert von der Transformation, genau wie die Stadtwerke Warendorf, die mit Wärme aus der Ems eine unabhängige, zuverlässige und bezahlbare Wärmeversorgung für die Menschen vor Ort schaffen.

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Nordrhein-Westfalen hat auf dem Weg, die erste klimaneutrale Industrieregion Europas zu werden, bereits viel geschafft. Wir machen Tempo bei der Wärmewende und bei den Erneuerbaren, wir sind bundesweit spitze beim Ausbau der Windenergie und in der Spitzengruppe beim Photovoltaik-Ausbau. Und auch viele Unternehmen haben längst erkannt: Klimaschutz ist der Businessplan der Zukunft. Die Kampagne zeigt, dass sich im Land schon jetzt viel bewegt! Sie hilft, noch mehr Menschen zu motivieren, Teil des Wandels zu werden und gemeinsam neue Perspektiven zu eröffnen: Für neue Wertschöpfung und zukunftssichere Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen.“

Christian Mildenberger, Geschäftsführer NRW.Energy4Climate: „Die direkte Nutzung von erneuerbarem Strom, einer Flusswärmepumpe oder E-Lkw in Kommunen und Unternehmen verbessern nicht nur deren Klimabilanz, sondern steigern auch ihre Resilienz gegenüber externen Krisen und die lokale Wertschöpfung. Diese Beispiele zeigen exemplarisch, dass Klimaschutz ein Gewinn für alle ist. Und Nordrhein-Westfalen ein attraktiver Umsetzungsort dafür. Das geht in NRW soll auch heißen: Hier sind solche Projekte möglich und willkommen – und als NRW.Energy4Climate unterstützen wir alle, die ein starker Player im Wandel werden wollen.”

Ausführliche Informationen zu den Beispielen und ihrer Übertragbarkeit finden sich in der Pressemappe. Finden Sie ein Beispiel in Ihrer Region unter Praxisbeispiele der Transformation in NRW - NRW.Energy4Climate.

Interview mit Christian Mildenberger, Geschäftsführer NRW.Energy4Climate

Welche konkreten Vorteile haben Unternehmen, wenn sie in Klimaneutralität investieren? 

Investitionen in die Energie- und Klimawende im eigenen Unternehmen machen unabhängiger und resilienter: Durch die Steigerung der Energieeffizienz und die Umstellung auf heimische, nachhaltige Energiequellen und Rohstoffe können Unternehmen ihre Kosten in erheblichem Maße senken und ihre Resilienz gegenüber dem sehr volatilen Weltmarkt stärken – und das auch schon kurzfristig. Gleichzeitig ist die Transformation hin zum klimaneutralen Wirtschaften die zentrale Grundlage für die Zukunft des Standorts Nordrhein-Westfalen. Wir wollen eine zukunftsfähige Wirtschaft, die auch morgen noch stark ist – und die ihren Beitrag zum Klimaschutz leistet. 

 

Was brauchen Unternehmen und Kommunen, damit die Transformation gelingt? 

Es erfordert ein Zusammenspiel aus finanziellen Investitionen, technologischen Fortschritten, verlässlicher Politik, globaler Wettbewerbsfähigkeit – und nicht zuletzt auch eigene Motivation und den Mut zur Veränderung. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von Unternehmen, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam getragen werden muss. Neben Investitionsanreizen, technologischer Entwicklung und Klarheit bei der Gesetzgebung sind vor allem verbindliche Perspektiven, transparente Informationen und der Ausbau von Fachkompetenz entscheidend, um wirtschaftliche Stabilität mit klimapolitischen Zielen in Einklang zu bringen.

 

Welche Unterstützung leistet die Landesgesellschaft? 

Wir stehen allen Unternehmen und Kommunen, die diesen Wandel mitgestalten wollen, als verlässliche Partnerin zur Seite. Mit unseren aktuellen Informationsbroschüren und regelmäßigen Informationsveranstaltungen vermitteln wir beispielsweise Wissen und Kenntnisse zu klimaneutralen Technologien und Prozessen und ermöglichen einen leichten Einstieg in die relevanten Themen. Leitfäden und Praxisbeispiele geben darüber hinaus konkrete Hilfestellungen und Tipps bei der Umsetzung von Transformationsprojekten. Workshops und individuelle Initialberatungen helfen bei der Suche nach passenden Fördermitteln oder Projektpartnern. Ebenso erfolgt Unterstützung durch die inhaltliche Begleitung von Leuchtturm- und Vorreiterprojekten. Zudem bietet die Landesgesellschaft Formate, die die Mitgestaltung geeigneter Rahmenbedingungen ermöglichen. 

„Die Kunden profitieren“: Interview mit Ulrich K. Butterschlot, Stadtwerke Warendorf

Mit dem Projekt „EmsWärme“ gehört Warendorf bundesweit zu den ersten Kommunen, die auf klimafreundliche Flusswärme setzen. Mit Hilfe von Hochleistungswärmepumpen wird der Ems ab circa 2027 thermische Energie entnommen und die Stadt über ein sich gerade im Bau befindliches Wärmenetz mit klimafreundlicher Wärme versorgt. Auf diese Weise vereint Warendorf Klimaschutz, Denkmalschutz und Versorgungssicherheit für die Menschen vor Ort. 

Im Interview spricht Ulrich K. Butterschlot, Geschäftsführer der Stadtwerke Warendorf GmbH, über Vorteile für Kunden, die Nachahmbarkeit des Projektes, wie Förderungen helfen und wann die Emswärme für sein Unternehmen wirtschaftlich wird. 

 

Wie profitieren Bürgerinnen und Bürger langfristig von der EmsWärme und anderen erneuerbaren Projekten, die Sie noch planen?

Ulrich K. Butterschlot: Mit der EmsWärme gehen wir einen nächsten Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Energieversorgung in unserer Region. Bürgerinnen und Bürger können sich anschließen lassen, haben damit langfristig eine klimaschonende Wärmeversorgung und gerade in der Innenstadt eine umsetzbare und funktionierende Versorgung. Wir werden im Zuge der Finanzierung auch ein Budget einplanen, dass über sogenannte Nachrangdarlehen von Bürgern in der Region gezeichnet werden kann. Diese erhalten dann eine feste Rendite und leisten für uns einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der Wärmewende in Warendorf. 
   
Letzten Endes tragen solche Projekte dazu bei, dass das Geschäftsmodell, regionaler Versorger in und für die Region zu sein, auch weiterhin eine Erfolgsstory ist. Aber ganz wichtig: Die Kunden profitieren! Sie bekommen Wärmeenergie zuverlässig, von einem fairen Partner zu guten Preisen! 
   
Sie bauen ein neues Wärmenetz, das heißt: Baustellen mitten in der Altstadt – wie haben Sie den notwendigen Ausbau den Anwohnenden und dortigen Geschäftsleuten nahegebracht? 

Von vornherein haben wir den Austausch mit den handelnden Personen in der Stadt gesucht. Wir haben versucht die Vision, unser Vorgehen, den jeweiligen Nutzen allen Beteiligten nahezubringen. Durch das motivierte Team der Stadtwerke und auch der Stadt ist dadurch eine Agilität in der Stadt entstanden, die sich zumindest zu wesentlichen Teilen auf die Anwohner und Geschäftsleute übertragen hat. Nicht zuletzt dadurch entstand eine Atmosphäre der Geduld und Beharrlichkeit, zwei Vokabeln, die ebenfalls wichtige Erfolgskriterien beschreiben. Insofern: Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Wir sind weiterhin dabei, dieses Projekt den Anwohnern und Geschäftsleuten nahezubringen. 
   
Das Interesse anderer Kommunen und Energieversorger an Ihrem Modell einer Flusswärmepumpe ist groß – wo besteht der größte Informationsbedarf?  

Das Interesse der Kollegen ist vielfältig: mal werden wir gefragt, wie wir die Kommunalpolitik eingebunden haben, mal gibt es technische Fragen oder Fragen zum Genehmigungsverfahren. Häufig wird auch nach der Finanzierung oder der Förderkulisse gefragt. An der Stelle gilt es deutlich zu machen, dass oft die Situation vor Ort und der Rahmen insgesamt betrachtet werden muss. So kommt uns in Warendorf zu Gute, dass die Ems mitten in der Stadt gestaut wird, die Stadt eine große Straßenbaumaßnahme vor sich hat, die wir uns zu Nutze machen können, die Förderkulisse für unser Projekt passend war und ist, ein Grundstück für das Emswerk gefunden werden konnte, und, und, und. Genau das ist vermutlich eine der wesentlichen Informationen für die Kollegen: Es gilt zu schauen, welche Chancen man jeweils vor Ort hat und diese gilt es nutzen. 
   
Ihre Flusswärmepumpe wurde von außen betrachtet reibungslos behördlich genehmigt – was empfehlen Sie anderen Kommunen in Sachen Genehmigung, was ist z.B. beim Naturschutz zu beachten? 

Das ist richtig, das lief wirklich gut:  Hier ist hervorzuheben, dass die Genehmigungsbehörde es zugelassen hat, dass wir sie sehr frühzeitig eingebunden haben. Durch diese frühe Einbindung und den regelmäßigen Austausch war es ein Miteinander und die berechtigten Auflagen und Anordnungen sind für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Genehmigungsbehörden und dazugehörigen Gremien haben wir als „Möglichmacher“ wahrgenommen. 
   
Welche Förderungen waren und sind für Ihr Projekt notwendig und wann rentiert sich das Projekt unternehmerisch?   

Wir haben die Förderungen gemäß Programm „Bundesförderung effiziente Wärmenetze“ (BEW) zugesagt bekommen. Das heißt, zunächst wurde die Erstellung der Machbarkeitsstudie unterstützt (BEW Modul 1), in der Bauphase erhalten wir die Förderung nach BEW Modul 2, also den Investitionszuschuss, bei Inbetriebnahme der Wärmepumpen erhalten wir dann die Betriebskostenförderung gemäß BEW Modul 4. 
   
Mit dieser Förderung wird die EmsWärme betriebswirtschaftlich erfolgreich. Nach der Anlaufphase von etwa fünf Jahren wird diese Sparte wirtschaftlich und trägt sich auch nach Auslaufen der Betriebskostenförderung. Die Förderung nach BEW, so können wir konstatieren, ist passgenau und trägt dazu bei, solche Projekte wirtschaftlich darzustellen. 

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„Für uns rechnet sich jeder einzelne E-Lkw" – Interview mit Volker Boveland, Contargo

Die Contargo GmbH & Co. KG aus Neuss, einer der führenden Anbieter intermodaler Containertransporte in Europa, will bis 2045 seine gesamte Flotte von rund 1.000 Fahrzeugen elektrifizieren und baut zudem das größte private Ladenetzwerk für schwere Elektro-Lkw in Deutschland auf. Auf diese Weise gelingt es Contargo, seine CO₂-Emissionen sowie Energie- und CO₂-Kosten signifikant zu reduzieren. Wie sich die Maßnahmen und weitere Vorteile auszahlen, berichtet Contargo-Geschäftsführer Volker Boveland im Interview. 

Sie haben das bis dato größte private Ladenetzwerk für E-Lkw in Deutschland errichtet – für welche Unternehmen wäre so ein Vorgehen ebenfalls sinnvoll? 

Volker Boveland: Eine eigene Ladeinfrastruktur ist für viele Unternehmen sinnvoll – vorausgesetzt, es gibt einen eigenen Fuhrpark und die Fahrzeuge haben den erforderlichen Zeitpuffer am Standort, um geladen werden zu können, etwa über Nacht, in der Mittagspause oder während des Ent- bzw. Beladens. Besonders lohnend ist dies, wenn am Standort zusätzlich Energie erzeugt wird, beispielsweise durch Photovoltaik oder Rekuperation, also Energierückgewinnung. 

Dürfen an Ihrer Ladeinfrastruktur auch Kunden laden und wie funktioniert das Geschäftsmodell dahinter?  

Die Ladesäulen werden von unseren eigenen Fahrzeugen genutzt. Sobald sich auch unsere Subunternehmen E-Lkw anschaffen, werden wir ihnen ebenfalls das Laden an unseren Ladepunkten ermöglichen. 

Planen Sie den regenerativen Strom für Ihre Ladepunkte perspektivisch selbst zu erzeugen?  

Das wäre natürlich ideal, aber das hängt von den Standorten ab. Wo es möglich ist, werden wir Photovoltaikanlagen errichten, wie zum Beispiel bereits in Neuss. Außerdem gewinnen wir Energie durch die Rekuperation unserer Krane. Dank Stromspeicher und smartem Energiemanagement können wir den Strom effizient einsetzen. 

Rechnet sich der Betrieb von E-Lkw für Sie auch schon ohne eine Förderung bei der Anschaffung?  

Für uns rechnet sich jeder einzelne E-Lkw, denn unser Ziel ist die Dekarbonisierung. Natürlich muss dieses Ziel auch finanziell machbar sein, aber wir sehen uns weiterhin als Vorreiter. Denn je mehr Fahrzeuge gekauft werden und je besser die Ladeinfrastruktur ist, umso weiter sinken die Anschaffungskosten und die Bereitschaft auf E-Lkw umzusteigen wächst. 

Nur wenn die Nachfrage nach E-Lkw groß bleibt, werden sie auch weiterentwickelt. Seit wir die Fahrzeuge nutzen ist ihr Stromverbrauch gesunken und der Energiegewinn durch Rekuperation gestiegen. Derzeit sind die E-Lkw ohne die Anschaffungskosten bereits ab einer Strecke von 144 Kilometern aufwärts günstiger als Diesel-Lkw. Die Maut-Entlastung und die steigende CO2-Steuer werden den E-Lkw attraktiver machen. 

Wie kommen die E-Lkw bei Ihren Fahrern und Kunden an, welches Feedback bekommen Sie?  

Die Fahrer sind begeistert. Sie haben einen modernen, komfortablen und leisen Arbeitsplatz. Gleichzeitig sind sie Vorreiter, die in enger Abstimmung mit der Disposition arbeiten, die die Erfahrung der Fahrer zu schätzen weiß. 

Theoretisch macht es für den Kunden keinen großen Unterschied, ob wir seinen Container mit E-Lkw oder Diesel transportieren: Die Fracht kommt wie gewohnt an. Allerdings gibt es auch schon einige Kunden, die emissionsreduzierte Transporte nachfragen, um ihre eigene CO2-Bilanz zu verbessern oder die ihrer eigenen Kunden. So ist in Hamburg erst durch den Einsatz von E-Lkw eine eigene Flotte mit 13 Fahrzeugen entstanden, die ausschließlich aus batterieelektrischen Fahrzeugen besteht. 

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Versorgungssicherheit und Preisstabilität garantiert – Interview mit Dr. Frank Werner, SCHÖNEWEISS & CO

Das Unternehmen SCHÖNEWEISS & CO GmbH, ein führender Schmiedetechnik-Spezialist aus Hagen, reduziert seine Energiekosten mit der Direktversorgung aus einer zweieinhalb Kilometer entfernten Windenergieanlage, und macht sich so unabhängig von kurzfristigen Schwankungen an der Strombörse. 

Im Interview erklärt Dr. Frank Werner, Geschäftsführer der SCHÖNEWEISS & CO GmbH, was bei der Umsetzung zu beachten ist, welches Zwischenfazit das Unternehmen zieht und was er anderen Unternehmen empfiehlt. 

 

Wie war die Ausgangslage in Ihrem Unternehmen und was hat Sie motiviert, sich mit einer Direktstromversorgung auseinanderzusetzen? 

SCHÖNEWEISS ist ein traditionsreiches Schmiedeunternehmen in Hagen mit hohem Energiebedarf, insbesondere für Prozesswärme. Die Energiepreiskrise nach dem Ukraine-Krieg hat uns gezeigt, wie abhängig und verwundbar wir gegenüber fossilen Energieträgern sind. Unser Ziel war es, eine saubere, planbare und lokale Stromquelle zu finden – und so entstand die Idee der Direktversorgung durch ein nahegelegenes Windrad. 

 

Wie funktioniert das Modell der Direktstromversorgung für SCHÖNEWEISS? 

Dr. Frank Werner: Das Windrad steht nur 2,5 km vom Werk entfernt und liefert Strom direkt über eine bestehende Kabeltrasse – ein in Deutschland bisher einzigartiges Modell. Gemeinsam mit unserem Energiepartner SL Naturenergie wurde ein langfristiger Liefervertrag geschlossen, der Versorgungssicherheit und Preisstabilität garantiert. 

Ein zentraler Vorteil: Es fallen keine Netzentgelte an, da der Strom nicht über das öffentliche Netz geleitet wird. Für SL Naturenergie als Betreiber des Windparks bedeutet das eine direkte Abnahme ohne Umweg über den Strommarkt – eine echte Win-win-Situation für beide Seiten. 

 

Wie lange hat es gedauert von der unternehmerischen Investitionsentscheidung bis zur Umsetzung und Verlegung der Kabel bzw. bis zum ersten Mal Strom floss? 

Die Umsetzung war komplex. Zwar bestand die Kabeltrasse bereits, doch rechtliche Hürden verhinderten lange die Nutzung. Erst durch neue gesetzliche Entwicklungen und intensives Engagement beider Partner konnte das Projekt realisiert werden. Die Zeitspanne von der Entscheidung bis zur Inbetriebnahme betrug rund zwei Jahre. 

 

 

Die Windenergieanlage wurde im Frühsommer 2025 eingeweiht – was ist Ihr Zwischenfazit nach den ersten Monaten? 

Die ersten Monate zeigen, dass das Windrad mit einer Leistung von 4,26 MW einen erheblichen Teil unseres Strombedarfs decken kann. Unsere Produktion benötigt jährlich rund 13,5 Mio. kWh für Prozesswärme – das Windrad liefert voraussichtlich 14 Millionen kWh. Der genaue Anteil, den wir direkt nutzen können, wird sich im laufenden Betrieb konkretisieren. 

Das Konzept rechnet sich bereits durch die Einsparung bei Spitzenlasten, die bisher mit sechsstelligen Beträgen zu Buche schlugen. Darüber hinaus stärkt das Projekt unsere Innovationskraft, erhöht unsere Attraktivität als Arbeitgeber und reduziert unseren CO₂-Footprint deutlich – ein starkes Signal an Kunden, Mitarbeitende und die Region. 

Nicht zuletzt macht uns die Direktversorgung unabhängiger von Energiekrisen und positioniert SCHÖNEWEISS als Vorreiter der grünen Industrie in NRW. 

Was würden Sie anderen Unternehmen raten, die auch eine Direktstromversorgung in Erwägung ziehen? 

Wichtig ist, frühzeitig die rechtlichen Rahmenbedingungen zu prüfen und starke Partner zu finden. Die regulatorischen Hürden sind nach wie vor hoch – hier braucht es dringend Vereinfachungen, um solche Projekte schneller und breiter umsetzen zu können. 

Unternehmen sollten auch die langfristigen Vorteile betrachten: Versorgungssicherheit, Kostenkontrolle und Nachhaltigkeit. 

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Die Kommune als Gestalter der Energiewende – Interview mit Günter Voss, Stadt Lichtenau

Die Stadt Lichtenau in Ostwestfalen-Lippe produziert etwa zehn Mal mehr Strom durch Erneuerbare Energien, als sie verbraucht, und generiert dadurch neue Einnahmen für einen stabilen Haushalt. Die Bürgerinnen und Bürger profitieren direkt, unter anderem durch vergünstigte Stromtarife. 

Im Interview berichtet Günter Voß, langjähriger Klimaschutzmanager der Stadt, wie auch andere Kommunen zur „Energiestadt” werden können, wenn ihr Selbstverständnis das eines Gestalters der Energiewende ist. 

Viele Kommunen leiden unter knappen Kassen – spüren Sie Interesse anderer Kommunen an Ihrem Modell, eigene Einnahmen durch Erneuerbare Energien zu generieren?  

Günter Voß: Die finanziellen Herausforderungen und zunehmenden Anforderungen der Kommunen in NRW ähneln sich. Die Energiestadt Lichtenau hat sehr früh damit begonnen, eigene Erkenntnisse aus den Entwicklungen in diversen Netzwerken zur Verfügung zu stellen. Das ist ein Geben und Nehmen und gehört zum Selbstverständnis meiner Arbeit als Klimaschutzmanager in Lichtenau. 

Zahlreiche Kommunen, gerade in OWL, zeigten sehr bald großes Interesse an dem „Lichtenauer Modell“ mit einem hohen Anteil an bürgerschaftlicher Beteiligung, die auch zu einer Verbesserung der Akzeptanz führt. 

Woran könnte es aus Ihrer Sicht liegen, dass es nicht schon viel mehr Nachahmer gibt?  

Zum einen ist der Schulterschluss der demokratischen, politischen Parteien einer Kommune von Nöten. Grundsätzlich müssen die erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz gewollt sein. Ein weiterer Faktor ist die kommunale Verwaltung - denn eine Kommune, die sich nicht auch als Gestalter versteht, hat kaum eine Chance, die Energiewende und zugleich ihre Einnahmenseite voranzutreiben. Industrie, Gewerbe und die Bürgerinnen und Bürger kommen dann schon ganz alleine, weil sie ein großes eigenes ökonomisches  und ökologischen Interesse am Thema haben. Ich beobachte zwar eine gewisse Aufbruchsstimmung, aber das Ganze kann durchaus noch etwas mehr Fahrt aufnehmen.   

Können Sie genauer beschreiben, wie sich aus einem Projekt immer weitere Ideen ergeben haben, wie zum Klima-Campus oder zur Idee der Wasserstoffproduktion?  

In einem Science Fiction oder einem Märchen würde es vermutlichen heißen: „Wir schreiben das Jahr 1991 in Lichtenau und auf der Paderborner Hochfläche trafen sich zwei Landwirte und ein Kinderwagen-schiebender Diplomingenieur zufällig. Eine steife Windbrise wehte und es wurde der Entschluss gefasst, daraus was zu machen“. Fakt ist, dass aus dieser zufälligen Begegnung mittlerweile 176 Windenergieanlagen, 1.400 PV Anlagen und vier  Biomasseanlagen entstanden sind.  

Mit der Zeit gab es das  Problem, dass jährlich fast 20 Prozent der Windkraftausbeute aufgrund mangelnder Leitungsaufnahme abgeregelt werden mussten. Die Lösung war gleich auch das nächste Projekt: der sogenannte Schlafende Riese. Mittels Elektrolyse sollte überschüssige Windenergie in Wasserstoff umgewandelt werden. Beginn des Projekts war 2024, die Fertigstellung ist 2027.  

Aber auch die Energieeffizienz liegt uns am Herzen: So wurde die Realschule Lichtenau für 23 Millionen Euro nicht nur energetisch saniert, sondern zum KlimaCampus und vereint zwei wirkmächtige Instrumente der Energiewende: Energieeffizienz und erneuerbare Energien, zwei Seiten einer Medaille. 

Wie wirkt sich das Gesamtengagement Ihrer Kommune, das unter anderem zu einer hohen Versorgungssicherheit und Preisstabilität bei Strom und Wasser führt, auf das Gemeinwesen Ihrer Kommune aus?  

Die verschiedenen Parameter wie Pachterträge, Kommunale Steuereinnahmen, aber auch die generelle Wertschöpfung durch Beteiligungsmodelle werden mittlerweile als eine Selbstverständlichkeit wahrgenommen. 

Gerade aber auch das Engagement durch unsere Bürger- und Energiestiftung Lichtenau Westfalen, die jährlich bis zu 250.000 € an Vereine aus Sport, Kultur und Soziales ausschüttet, bringt eine hohe Akzeptanz und Identifizierung. 

Die Unterstützung fürs Ehrenamt und die Vereine führte zu einer generellen Verankerung des Themas Energiewende in der Bevölkerung.  

Was können Bürgerinnen und Unternehmer tun, wenn sie sich eine ähnliche Dynamik der Wertschöpfung durch Transformation in ihrer Kommune und von ihrem Energieversorger wünschen?  

Der Schriftsteller Erich Kästner würde darauf antworten: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ Klingt banal, ist aber ganz einfach. Repräsentativ können Unternehmer und Bürgerinnen, diejenigen in die Kommunalpolitik schicken, die diese Weltsicht auch in Taten umsetzen. Beide Gruppen sind aber auch in ihrer Selbstwirksamkeit nicht zu unterschätzen. Längst sind die Energiekosten eines Unternehmens als auch für private Verbraucher ein hoher Ausgabenposten. Zahlreiche Informationsquellen können genutzt werden. Einer dieser wichtigen, zentralen Punkte ist die kommunale Wärmeplanung, die von jeder Kommune durchgeführt werden muss und konkrete Handlungsvorschläge erbringen soll. Aufgabe der Kommunen ist es, dies auch entsprechend zu kommunizieren. 

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Pressefotos

Porträt Christian Mildenberger, Geschäftsführer NRW.Energy4Climate.

Kampagnen-Motiv „Das geht in NRW".

Ulrich K. Butterschlot, Geschäftsführer Stadtwerke Warendorf GmbH.

Visualisierung des künftigen Heizwerks der Stadtwerke Warendorf mit Großwärmepumpe an der Ems.

Voraussichtliche Trassenführung des neuen Wärmenetztes in der Altstadt von Warendorf.

Günter Voß, Klimaschutzmanager der Stadt Lichtenau.

Windenergiepark der Stadt Lichtenau.

Volker Boveland, Geschäftsführer Contargo Neuss GmbH

E-LKW an Ladesäule auf dem Terminal des Logistikers Contargo in Neuss.

Dr. Frank Werner, Geschäftsführer der SCHÖNEWEISS & CO GmbH.

Windenergieanlage, die das Unternehmen Schöneweiss & Co in Hagen direkt mit Strom beliefert.

Christian Mildenberger, Geschäftsführer NRW.Energy4Climate, besichtigt den E-LKW der Firma Contargo

Christian Mildenberger, Geschäftsführer NRW.Energy4Climate, besichtigt den E-LKW der Firma Contargo

Fahrerin Julia Borisova schätzt den Fahrkomfort des neuen E-LKW von Contargo

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur besucht zur Kampagnenvorstellung die Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate am EUREF-Campus, hier mit Geschäftsführer Christian Mildenberger

Mehr Praxisbeispiele aus NRW 
Überblick über Transformationsprojekte, die Akteure aus unterschiedlichen Branchen bereits erfolgreich umgesetzt haben:  

Praxisbeispiele der Transformation in NRW - NRW.Energy4Climate 

Zu verschiedenen Themenschwerpunkten sind 2025/26 Pressereisen mit Vor-Ort-Besuchen geplant. 

Pressekontakt:

Janne Hauke

Leitung Kommunikation

Tel: +49 211 8220 864-16

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Alexandra Hahn

Referentin Kommunikation

Tel: +49 211 8220 864-88

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Portrait der Referentin für Kommunikation Birthe Dobertin. Im Hintergrund sind eine große Glasfront sowie zwei dunkelgrüne Sofas zu sehen.

Birthe Dobertin

Referentin Kommunikation

Tel: +49 209 408 599-29

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