5,1
kg CO2eq/m²a CO₂-Emissionen
Ausgezeichnetes KlimaQuartier.NRW in Lippstadt nutzt Kalte Nahwärme
Herausforderung
Bei der Wohnanlage in der Lippstädter Juchaczstraße handelt es sich um ein großes und aufwendiges Sanierungsprojekt mit einem hohen Wärmebedarf. Die beiden vollvermieteten Mehrfamilienbestandsgebäude sind aus dem Baujahr 1974 . Die Gebäude wiesen zu Projektbeginn ein schlechtes Erscheinungsbild der Fassade auf und waren bislang energetisch unsaniert. Die Wärmeversorgung der beiden Gebäude erfolgte mit Ölheizungen, während die Warmwasserbereitung dezentral mit elektronischen Durchlauferhitzern erfolgte.
Ziel des Projekts
Das ursprüngliche Ziel des Projekts war die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität des Quartiers für die Bewohner:innen. In der Aufgabenstellung wurden die energetische Sanierung, die Neugestaltung der Außenanlagen unter ökologischen sowie soziokulturellen Aspekten, die Neugestaltung der Treppenhäuser und Flurbereiche und ein Mobilitätskonzept zur verstärkten Nutzung von Elektromobilität als Ziele der Modernisierungsmaßnahmen beschrieben. Neben der Steigerung der Wohn- und Lebensqualität geht es bei der Modernisierung des Quartiers auch um die Reduzierung des Gesamtenergiebedarfs und der CO2-Emissionen.
Besonderheiten
Die Kombination der unterschiedlichen Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen ist die größte Besonderheit des Quartiersprojektes in der Juchaczstraße im Lippstädter Norden. Für die energetische Sanierung der beiden Wohnbestandsgebäude des Quartiers wurde ein Effizienzhaus 70 Standard definiert, bei dem ein Gebäude im Jahr 30 Prozent weniger Primärenergie als das Referenzgebäude nach dem Gebäudeenergiegesetz verbraucht. Beispielhafte Maßnahmen für ein Effizienzhaus 70 sind die Wärmedämmung von Wänden und Dachflächen, die Modernisierung von Fenstern in Dreifachverglasung und der Austausch bzw. Einsatz einer energieeffizienten Heizungsanlage. Für das Quartier wurde daher ein hoher Wärmeschutzstandard für die Gebäudehülle gewählt. Die Wärmeversorgung erfolgt über ein kaltes Nahwärmenetz und Wärmepumpen, die das Temperaturniveau auf die notwendige Vorlauftemperatur anheben. Das Nahwärmenetz wird aus einem Erdwärmesondenfeld gespeist, das aus 18 Erdwärmesonden besteht. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral mit elektrischen Durchlauferhitzern. Die klimafreundliche Stromversorgung wird durch Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen und an den Gebäudefassaden mit insgesamt 130 kWp realisiert. Der Hausanschluss wurde aufgrund der erhöhten Anforderungen an Stromerzeugung und -verbrauch verstärkt.
Neben den energetischen Maßnahmen ist das Projekt durch weitere Modernisierungen gekennzeichnet. Dazu zählen unter anderem die Neugestaltung und Vergrößerung der Balkone und die Schließung der Laubengänge mit einer Vollverglasung. Die Betonbrüstungen wichen einer hellen Aluminiumkonstruktion in Form von Vorstellbalkonen, um Wärmebrücken zu vermeiden. Zusätzlich wird der Quartiersbereich neu strukturiert, indem die Parkflächen in Bezug auf die Hauseingänge neu angeordnet werden. Zudem wird auch die Außenanlage unter ökologischen und soziokulturellen Gesichtspunkten neugestaltet. In der Quartiersmitte, zwischen den beiden Wohngebäuden, werden Aufenthaltsflächen gestaltet. Auch ein eigenes Mobilitätskonzept mit einem Fokus auf Elektromobilität ist für das Quartier vorgesehen. Bei der Planung und Gestaltung der Modernisierungsmaßnahmen wurden darüber hinaus auch die Bewohner:innen beteiligt.
Erfolge
Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung wird zukünftig rund 75 Prozent betragen. Durch die effiziente Kombination aus hoher Wärmedämmung und einer nachhaltigen Wärmeerzeugung werden die CO2-Emissionen des Quartiers zukünftig bei niedrigen 5,1 Kilogramm CO2 Äquivalent pro Quadratmeter und Jahr (5,1 kg CO2 äq/m²*a) liegen. Aufgrund der niedrigen CO2-Emissionen, einer lokalen Stromerzeugung, bei der mehr als 50 Prozent der Dachflächen mit Photovoltaik ausgelegt sind, einer hohen Qualität der Gebäudehülle mit geringen Transmissionswärmeverlusten von 0,38 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (0,38 W/m²K), einem Verbrauchsdatenerfassungs- bzw. Monitoringkonzeptes und einer hohen Luftdichtheit wurden alle Mindestanforderungen erfüllt, sodass das Projekt vom NRW-Wirtschaftsministerium und NRW.Energy4Climate als KlimaQuartier.NRW ausgezeichnet wurde.
„Das Quartiersprojekt der Wohnanlage in der Juchaczstraße in Lippstadt ist ein Vorbild für die klimaneutrale Modernisierung von Gebäuden und ganzen Quartieren in Nordrhein-Westfalen. Durch die geschickte Kombination der unterschiedlichen und vielfältigen Modernisierungsmaßnahmen konnte ein klimafreundliches Quartier der Zukunft geschaffen werden.“
Jan-Philipp Nicolin, Projektmanager Wärme & Gebäude
Fazit
Mit der Umsetzung der unterschiedlichen Modernisierungsmaßnahmen wie dem Wärmedämmverbundsystem, Fenstern in Dreifachverglasung, der nachhaltigen Wärmeversorgung durch ein kaltes Nahwärmenetz mit Wärmepumpen, der lokalen Stromerzeugung durch Photovoltaik, aber auch der Neugestaltung sämtlicher Grün- und Außenflächen zeigt das Quartier in Lippstadt wie nachhaltiges Bauen und Wohnen funktionieren kann. Es geht damit als gutes Beispiel und Vorbild für andere Projekte in Nordrhein-Westfalen voran und kann als Anstoß für weitere Projekte gesehen werden.
kg CO2eq/m²a CO₂-Emissionen
Thema:
auf der Seite der GWL Grundstücks- und Wohnungsbau GmbH Lippstadt