Innovative Wärmeversorgung mit ­Abwasserwärme

Dortmunder Seniorenheim „WESTHOLZ“ nutzt anliegenden Abwasserkanal zur Deckung des Wärmebedarfs 

Auf Basis des „Aktionsprogramms Klimaschutz 2020“ wurde 2018 das erste Aquathermieprojekt für Dortmund in Betrieb genommen. Der Begriff Aquathermie beschreibt die Nutzung von in Wasser enthaltener Wärmeenergie für Heiz- bzw. Kühlzwecke. Dabei wird dem angrenzenden Abwasserkanal „Kirchderner Graben“ Abwasserwärme entnommen und mithilfe einer Wärmepumpe für die Deckung des Wärmebedarfs des Seniorenheims WESTHOLZ nutzbar gemacht. Das System ermöglicht eine regenerative Wärmeversorgung und eine deutliche Reduzierung des CO₂-Ausstoßes.

Herausforderung   

Mit mehr als 80 Pflegeplätzen und einem jährlichen Wärmebedarf von 830.000 kWh lag die Herausforderung für das Projekt „Seniorenwohnsitz WESTHOLZ“ vor allem in der Deckung des hohen Wärmebedarfs. Die Leistung der Wärmepumpen beträgt insgesamt 110 kW, was den ökonomischen Anforderungen entspricht, die für Wärmeabnehmer bei solchen Abwasserwärmeprojekten eine Mindestwärmeleistung von 100 kW empfehlen. Zudem muss sich der Abwasserkanal als Wärmequelle in unmittelbarer Nähe befinden und eine ausreichende Menge Abwasser führen.

Ziel des Projekts 

Das grundsätzliche Ziel des Projekts war es den Einsatz von konventionellen Energieträgern und den Ausstoß von C02 zu reduzieren. Durch die Umrüstung sollte der Anteil von erneuerbaren Energien bei der Wärmeversorgung des Seniorenwohnsitzes erhöht werden. Das Projekt wurde im Rahmen des Dortmunder Klimaschutzes umgesetzt, bei dem C02-Einsparungen von 40 Prozent für die Stadt Dortmund angestrebt wurden. 

Besonderheit 
Die Nutzung von Sonne, Wind oder dem Erdreich als Energiequelle ist allgemein bekannt. Beim Aquathermieprojekt „Seniorenwohnsitz WESTHOLZ“ wird für die Wärmeversorgung jedoch Abwasser als regenerative Wärmequelle genutzt. Abwasser als sichere, langfristige und oftmals direkt vor Ort verfügbare regenerative Wärmequelle wird jedoch häufig unterschätzt. Für das Projekt wurde in den Kanal ein Wärmetauscher eingebaut, der die Wärme des Abwassers auf einen Kältekreislauf überträgt. Über Erdleitungen führt der Wasserkreislauf in das Seniorenheim und mithilfe von Wärmepumpen, mit einer Gesamtleistung von 110 kW, wird die Temperatur des Wassers angehoben und die Wärme nutzbar gemacht. Das Projekt verdeutlicht, dass auch hohe Wärmebedarfe mit regenerativen Wärmequellen in Kombination mit Wärmepumpensystemen gedeckt werden können. Aufgrund der Trennung von Abwasser und Oberflächenwasser profitieren die Seniorinnen und Senioren zudem von einem renaturierten Bachlauf in Gartennähe. Das Projekt ist darüber hinaus ein Vorbild für die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure, da mit BETREM Emscherbrennstoffe GmbH, dem Lippeverband und Städtische Seniorenheime Dortmund gGmbH (SHDO) gleich mehrere Akteure bei der Umsetzung eingebunden sind.

Erfolge 

Mit der Nutzung der Abwasserwärme des „Kirchderner Grabens“ werden 70 Prozent des Heizwärmebedarfs und 80 Prozent des Warmwasserbedarfs des Seniorenwohnsitzes gedeckt. Die Umsetzung bewirkte im Jahr 2022 CO₂-Einsparungen für die Heizwärme von 58 Prozent und im Jahr 2023 von 54 Prozent.  

 

„Die Umsetzung des Aquathermie-Projektes für den Seniorenwohnsitz Westholz in Dortmund-Scharnhorst zeigt, dass es neben den allgemein bekannten Wärmequellen wie Sonne oder dem Erdreich auch weitere innovative Möglichkeiten für eine regenerative Wärmeversorgung gibt. Die beteiligten Akteure haben mit dem Projekt eine wichtige Blaupause für weitere Projekte mit Abwasserwärmenutzung geschaffen“ 

Jan-Philipp Nicolin, Projektmanager Wärme & Gebäude

Fazit 

Das Abwasserwärmeprojekt für das Dortmunder Seniorenheim WESTHOLZ zeigt, dass die Nutzung von Abwasserwärme eine gute Möglichkeit für eine innovative Wärmeversorgung darstellt. Darüber hinaus kann das Projekt als Vorbild für zukünftige Projekte mit einer entsprechenden Nähe zu Abwasserkanälen angesehen werden. Die Umsetzung von Aquathermieprojekten dieser Art bringen neben Energieeinsparungen zudem auch positive städtebauliche und wirtschaftliche Effekte für die jeweilige Region mit sich.  

80

Prozent des Wärmebedarfs durch Abwasser gedeckt

Thema:

Erschließung

Erneuerbarer

Wärme

 

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in der Übersicht der Betrem GmbH

Jan-Philipp Nicolin

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Joachim Frielingsdorf

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