Biomasse im ­ländlichen Raum

Effiziente Nahwärme mit Satelliten-BHKWs

In Reken im westlichen Münsterland nimmt der Familienbetrieb Benning Agrar-Energie die Wärmewende vor Ort selbst in die Hand. Vor über 20 Jahren hat der Betrieb angefangen, aus Biogas Strom und Wärme zu erzeugen. Heute werden hier mehrere Blockheizkraftwerke (BHKW) über ein Mikrogasnetz mit Biogas beliefert. Jedes dieser „Satelliten-BHKW“ speist die erzeugte Wärme in ein lokales Nahwärmenetz. So werden mittlerweile zahlreiche Wohn- und Nichtwohngebäude mit klimafreundlicher Wärme aus der Umgebung versorgt.

Herausforderung   

Um die Effizienz der gesamten Biogasanlage zu steigern war es von besonderer Bedeutung, die bei der Stromerzeugung gleichzeitig anfallende Wärme effektiv zu nutzen und somit fossile Brennstoffe zu ersetzen. Deshalb wurden vor Ort ein Biogasnetz und mehrere dezentrale Nahwärmenetze aufgebaut, in das ebenfalls zwei benachbarte Biogasanlagenbetreiber einspeisen. Der Infrastrukturaufbau für Mikrogas- und Wärmenetz erfolgte auf Eigeninitiative der Familie Benning und wurde durch das hohe Engagement aller Beteiligten erreicht. Die mit nachwachsenden Rohstoffen und Reststoffen betriebenen Biogasanlagen gewinnen heute für eine vollumfängliche Energiewende an Bedeutung – durch ihre Regelbarkeit im Zusammenspiel mit volatilen stromerzeugenden Erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne.

Ziel des Projekts 

In der ländlichen Region rund um Reken gibt es einen oftmals alten Gebäudebestand mit vielen fossil betrieben Heizungsanlagen. Durch das Angebot der regenerativ erzeugten Nahwärme wird den Einwohner:innen eine Vollversorgung ermöglicht, die auch gemäß aktuellem Gebäudeenergiegesetz (GEG) zukunftsfähig ist. Diese Wärmeversorgung ist unabhängig von Importen und schwankenden Energiepreisen. Gleichzeitigt werden die lokalen Potenziale effizient genutzt und durch die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen die Wertschöpfung vor Ort gestärkt.

Ein weiteres Ziel ist es, das Stromangebot weiter zu flexibilisieren, die entstehende Wärme zu speichern und beide Erzeugnisse markt- und bedarfsgerecht bereitzustellen.

Besonderheit 

Die Anlage der Benning Agrar-Energie ist nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern nach und nach den wechselnden Anforderungen entsprechend gewachsen. Am Standort der Biogasanlage, dem Hof der Familie Benning, befinden sich mehrere Fermenter, in denen aus einer Kombination von nachwachsenden Rohstoffen und Stallmist Biogas gewonnen wird. Ein lokales BHKW produziert daraus Strom, der ins Stromnetz eingespeist wird. Die gleichzeitig anfallende Wärme wird in zwei kleine Nahwärmenetze geleitet, an die das Wohnhaus der Familie, mehrere umliegende Wohngebäude und ein Kindergarten angeschlossen sind. Die Vollversorgung der Wärmeabnehmer sowie auch die Fermentertemperatur im Winter wird seit einigen Jahren durch eine Holzhackschnitzelheizung zusätzlich abgesichert. Das übrige Biogas wird über eine Verdichterstation einem rund zehn Kilometer langen Mikrogasnetz zugeführt und zu insgesamt vier Satelliten-BHKWs transportiert. Mit diesen BHKWs werden über einzelne kleine Wärmenetze mit einer Gesamtlänge von acht Kilometern mehrere Gebäude mit Wärme versorgt, darunter ein Schwimmbad, mehrere Vereinsgebäude, Kindergärten, Schulen, Gewerbebetriebe und ein Seniorenwohnheim.

Erfolge  

Die Benning Agrar-Energie beliefert in den verschiedenen Rekener Ortsteilen rund 50 Wärmeabnehmer. Durch die eigene unerschütterliche Überzeugung von der Zukunftsfähigkeit der Erneuerbaren Energien und die jahrelange Zusammenarbeit mit Lieferant:innen und Kund:innen, konnte sich der Betrieb stetig weiterentwickeln, neue Mitarbeiter:innen einstellen und die regionale Wertschöpfung vor Ort stärken. Die lokale Bereitstellung von Strom und Wärme aus Biomasse ermöglicht es einer Vielzahl von Anwohner:innen und Gebäudeeigentümer:innen ihre Gebäude klimaneutral zu beheizen und allen politischen Anforderungen an die Wärmeerzeugung im Gebäudesektor gelassen entgegenzusehen. Im Gesamtsystem werden jährlich etwa 8.000 Tonnen CO₂ eingespart.

„Der Familienbetrieb Benning Agrar-Energie zeigt auf, wie Wärmeversorgung auf Basis von lokaler Biomasse im ländlichen Raum funktioniert. Durch das große Engagement und die Überzeugungsarbeit ist hier ein Beispiel mit Strahlkraft für andere ländliche Regionen und landwirtschaftliche Betriebe entstanden.“

Robin Siepker, Projektmanager Wärme & Gebäude

Fazit 

Durch die lokale Biomassenutzung kann die Benning Agrar-Energie ihren Kund:innen Wärme unabhängig von Importen und fossilen Brennstoffpreisen anbieten. Lokale Verbraucherinnen und Verbraucher bekommen klimafreundliche und GEG-konforme Wärme geliefert. Das Projekt hat Vorbildcharakter für die ländlichen Gebiete Nordrhein-Westfalens, sowie deren landwirtschaftliche Betriebe und Biogasanlagenbetreibenden. Mit der Planung eines weiteren Wärmespeichers und der Einbindung von Abwärme setzt sich die Benning Agrar-Energie weitere ambitionierte Ziele für die Zukunft.

8.000

Tonnen CO₂-Einsparung pro Jahr

Thema:

Erschließung

Erneuerbarer

Wärme

 

Mehr erfahren

auf der Seite der Brenning Agrar-Energie GmbH

 

Robin Siepker

Fachlicher Ansprechpartner | Fachexperte Wärme & Gebäude

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Portrait der stellvertretenden Leiterin Kommunikation Miriam Canfora vor einer Glasfront und zwei dunkelgrünen Sofas.

Miriam Canfora

Pressekontakt l Referentin Kommunikation

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