95%
des Prozess-CO2 könnten sich zukünftig abfangen lassen.
Eine Anlage entwickeln, die bei der Produktion von Zement entstehendes, hochreines CO2 abtrennt und auffängt, das ist Ziel des vom Technologieunternehmen Calix geleiteten Projekts LEILAC. Bis zu 95 Prozent der unvermeidbaren prozessbedingten CO2-Mengen ließen sich durch die entwickelte Technologie zukünftig abfangen und so klimaschädliche Emissionen in der Zement- und Kalkindustrie reduzieren. Die Pilotanlage betreibt der Zementhersteller HeidelbergCement.
Die Zementherstellung gehört zu den emissionsreichsten Industrieprozessen: Den Großteil der CO2-Emissionen setzt der Kalkstein beim Brennvorgang selbst frei. Sie lassen sich auch beim Wechsel auf klimaneutrale Brennstoffe nicht vermeiden. Die in den Versuchsanlagen des LEILAC-Projekts (Low Emissions Intensity Lime & Cement) erprobte Carbon-Capture-Anwendung bietet eine Möglichkeit, diese unvermeidbaren CO2-Mengen zukünftig abzufangen und entweder als Rohstoff in der chemischen Industrie einzusetzen (CCU) oder unterirdisch zu speichern (CCS).
Die im Projekt entwickelte Anlage nutzt bei der Kalzinierung die sogenannte „Direct Separation“. Bei diesem Verfahren wird das Ausgangsmaterial Kalkstein innerhalb eines Stahlzylinders indirekt erhitzt und gebrannt. Das dabei freiwerdende, reine CO2 wird abgefangen und kann im Anschluss weitertransportiert und verwendet werden. Da das entstehende CO2 nicht mehr aus einem Abgasgemisch abgetrennt werden muss, ist für diesen Prozess, verglichen mit anderen Abscheidungstechnologien, weniger Energie erforderlich. Die benötigten Temperaturen von über 1.000 Grad werden in der Versuchsanlage noch durch Erdgasverbrennung erzeugt; perspektivisch ist der Umstieg auf alternative, erneuerbare Brennstoffe möglich.
„LEILAC bringt Forschung und Industrie zusammen, um eine kostengünstige Technologie zur Dekarbonisierung der globalen Zement- und Kalkindustrie zu entwickeln. Unterstützt von der EU soll diese neue Lösung für schwer zu reduzierende Prozessemissionen skaliert und schnell zugänglich gemacht werden."
Daniel Rennie, General Manager Europe bei Calix
des Prozess-CO2 könnten sich zukünftig abfangen lassen.
Am EU-geförderten Projektkonsortium LEILAC beteiligen sich zusammen mit Calix insgesamt elf Forschungsinstitute und Unternehmen, darunter u. a. die IN4climate.NRW-Partner HeidelbergCement, Lhoist und Solvay. Derzeit läuft der Testbetrieb in einer ersten Pilotanlage im belgischen Lixhe. Die hier umgesetzten 10 Tonnen Rohmaterial pro Stunde entsprechen etwa fünf Prozent der Kapazität eines typischen Zementwerks. Das im April 2020 gestartete Folgeprojekt LEILAC-2 zielt darauf ab, diese Kapazität mit einer Demonstrationsanlage in einem deutschen HeidelbergCement-Werk bis Ende 2024 zu vervierfachen.
Noch haben die Pilot- und Demonstrationsanlage keine direkte Klimaschutzwirkung, da sie das testweise abgeschiedene CO2 anschließend in die Atmosphäre abgeben. Die entwickelte Technologie bietet jedoch eine Lösung für einen zukünftigen klimafreundlicheren Umgang mit CO2-Mengen, die prozessbedingt auch bei einem Umstieg auf Erneuerbare Energien nicht zu vermeiden sind. Etwa 95 Prozent der prozessbedingten CO2-Emissionen lassen sich bei einer Anwendung im industriellen Maßstab perspektivisch abfangen. Schon die LEILAC-2-Demonstrationsanlage soll jährlich 100.000 Tonnen Emissionen einsparen können, sobald eine wirtschaftliche CO2-Verwertung unter geeigneten Rahmenbedingungen möglich ist.
Daniel Rennie
Calix, General Manager – Europe