Direktbelieferung in Hohenlimburg

Windstrom für die Stahlindustrie 

Im Sommer 2024 wurde im nordrhein-westfälischen Hagen-Hohenlimburg der erste Windpark in Deutschland in Betrieb genommen, der durch eine Direktleitung ein stromintensives Industrieunternehmen mit grüner Energie versorgt. Kooperationspartner sind die SL Naturenergie als Projektiererin und Stromlieferantin und die thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH als Abnehmerin. Dieses bundesweit erste Projekt der Direktbelieferung eines deutschen Industriewerks zeigt, wie der Ausbau von Erneuerbaren Energien auch marktgetrieben funktionieren kann. 

Die Windenergieanlagen im Windpark Hohenlimburg haben eine Gesamtleistung von 16,8 Megawatt und produzieren jährlich etwa 55 Millionen Kilowattstunden grünen Strom. Mit einem drei Kilometer langen Anschlusskabel wird der produzierte Strom direkt in das Werksnetz der thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH geliefert. Das energieintensive Industrieunternehmen ist Tochter der thyssenkrupp Steel Europe AG und produziert warmgewalztes Mittelband – ein Produkt, das unter anderem in der Automobil- und Zulieferindustrie, aber auch in der Sägeindustrie und im Landmaschinenbau benötigt wird. Die Herstellung von warmgewalztem Mittelband ist sehr energieintensiv. Thyssenkrupp Hohenlimburg bezieht aktuell 40 Prozent des Strombedarfs aus dem Windpark und verringert die CO₂-Emissionen des Werks damit um elf Prozent. 

 

Ziele & Herausforderungen 

Ziel des Projekts ist es, Industrie- und Gewerbebetriebe umfassend von der klimafreundlichen Windenergie profitieren zu lassen. Zum einen, um die ansässige Industrie zu dekarbonisieren, zum anderen, um den Industriestandort NRW zu stärken. Etwa 75 Prozent der durch den Industriesektor verursachten Treibhausgasemissionen entstehen durch die Produktion von Energie. Da der Strom aus dem öffentlichen Netz derzeit noch nicht vollständig aus Erneuerbaren Energien besteht, suchen Unternehmen nach anderen Möglichkeiten, um grünen Strom nutzen zu können. Die Direktbelieferung ist eine davon. Weitere Optionen sind der Abschluss eines sogenannten Green Power-Purchase-Agreements (Green PPA) – also ein langfristiger Stromabnahmevertrag – über das öffentliche Stromnetz mittels grüner Herkunftsnachweisen oder der eigene Bau von Anlagen für die Erzeugung von Erneuerbaren Energien. 

Derzeit ist der Bezug von Strom durch eine Direktleitung noch mit einigen regulatorischen und technischen Herausforderungen verbunden. So bestehen beispielsweise rechtliche Unsicherheiten durch juristisch ungeklärte Definitionen der „räumlichen Nähe“ oder der „Direktleitung“, Hemmnisse durch die Teilnahme der Windenergieanlage am Redispatch sowie eine aufwendige Bankenfinanzierung, da außerhalb der staatlichen Förderung agiert wird. Eine weitere Herausforderung ist der Umgang mit Überschussmengen, also den produzierten Mengen, die im Werk zum Zeitpunkt der Produktion nicht verbraucht werden können. 

Diese Herausforderungen konnten in Hohenlimburg mit Unterstützung durch die öffentlichen Behörden, dem Netzbetreiber und weiteren Partnern gelöst werden. So werden die Überschussmengen beispielsweise durch das öffentliche Netz an die Schwestergesellschaft thyssenkrupp Electrical Steel in Gelsenkirchen geliefert.

 

Bundesweit erstes Direktlieferungsprojekt 

Durch die Direktleitung erhält thyssenkrupp Hohenlimburg grünen Strom zu einem planbaren Preis. Das Projekt ist das bundesweit erste erfolgreich durchgeführte Direktbelieferungsprojekt und zeigt, dass eine Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien für die Industrie schon jetzt möglich ist. Durch eine umfassende Zusammenarbeit konnten die noch derzeit bestehenden Herausforderungen überwunden werden. 

Vor allem für Unternehmen mit einem hohen Energiebedarf, einer räumlichen Nähe zu potenziellen Windenergiestandorten und Know-how im Bilanzkreismanagement ist die Option der Direktbelieferung derzeit interessant. Damit Direktbelieferungen häufiger durchgeführt werden, muss laut den Projektpartnern allerdings noch die Regulatorik insbesondere in Bezug auf die Definition der „räumlichen Nähe“ optimiert werden. 

 

Nachhaltige Wirkung 

Dass das Projekt eine sinnvolle Alternative zum reinen Strombezug aus dem öffentlichen Netz darstellt, zeigt sich auch in der jetzigen Haltung der beiden Projektpartner. So steht thyssenkrupp Hohenlimburg weiteren Bezugsmengen offen gegenüber, sofern eine sinnvolle Einbindung möglich ist.  

SL Naturenergie überlegt derzeit, zusätzliche Flächen für Erneuerbare Energien zu erschließen, um weitere energieintensive Unternehmen direkt mit grünem Strom versorgen zu können. 

 

„Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft brauchen wir sektorenübergreifende Kooperationen wie diese. Die Zusammenarbeit der Projektpartner hat gezeigt, dass Direktleitungen auch schon mit heutiger Regulatorik und Technik durchführbar sind. Direktleitungen unterstützen die Industrie dabei, günstig und planbar klimaneutral zu werden, und können nebenbei das öffentliche Stromnetz entlasten. Diese lokalen Lösungen sind ein wichtiger Teil unserer Transformation.“

Jonathan Andraczek, Referent für Windenergie

40%

der benötigten Strommenge des Stahlunternehmens werden durch vier Windenergieanlagen abgedeckt.

Thema:

Windenergie,

Direktbelieferung

 

Mehr erfahren

auf der Website des Windparks Hohenlimburg 

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Jonathan Andraczek

Referent Windenergie

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Alexandra Hahn

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