135.000
Tonnen Gülle und Mist jährlich werden umweltfreundlich vergoren
Gemeinschaftliche Biomethanproduktion im Münsterland
Landwirtschaftliche Betriebe stoßen bei der Verwertung von Wirtschaftsdünger oft an wirtschaftliche und technische Grenzen, da die anfallenden Mengen pro Betrieb meist zu gering sind, um einen technisch und ökonomisch sinnvollen Betrieb zu ermöglichen. Den 45 landwirtschaftlichen Betrieben aus der Umgebung von Heek war es wichtig, eine gemeinsame und klimafreundliche Lösung für die Verwertung von den Wirtschaftsdüngern zu finden. So entstand die Idee einer gemeinschaftlichen Biogasanlage mit der Aufbereitung zu Biomethan. Ziel des Bündnisses ist es, Emissionen zu reduzieren, Erneuerbare Energie zu erzeugen und die regionale Wertschöpfung zu erhöhen – unterstützt durch wissenschaftliche Begleitung und moderne Technik.
Die Anlage nutzt ausschließlich Wirtschaftsdünger, der in einer mittleren Transportdistanz von fünf Kilometern verfügbar ist, was Transportwege und Emissionen minimiert. Technisch setzt sie auf zentral gerührte Hochfermenter (CSTR) mit einem Gesamtvolumen von 19.520 m³, ergänzt durch Nachgärer und Gärproduktlager mit insgesamt 63.120 m³. Die unmittelbare Nähe zur Gasleitung von Thyssengas (ca. 50 Meter) ermöglicht eine direkte Einspeisung des erzeugten Biomethans. Zusätzlich wird flüssiges CO₂ gewonnen, das unter anderem in der Lebensmittelindustrie, für die Trockeneisproduktion oder für E-Fuels verwendet werden kann.
Die erzeugte Menge Biomethan als Ersatz für fossiles Erdgas beträgt ca. 600 m³ pro Stunde. Diese Energiemenge entspricht dem Jahresbedarf von rund 4.200 Vier-Personen-Haushalten oder ermöglicht etwa 78 Mio. gefahrene Kilometer mit einem CNG-Fahrzeug. Dafür werden etwa 135.000 Tonnen Gülle und Mist umweltfreundlich vergoren – was nicht nur Methanemissionen reduziert, sondern auch zum Boden- und Gewässerschutz beiträgt. Nach der Fermentation werden die Gärprodukte, die im Vergleich zur eingesetzten Gülle nahezu kein Methan mehr in die Atmosphäre entlassen und zudem weniger riechen, in eine feste und flüssige Fraktion getrennt. Die Fraktionen werden dann als organischer Dünger zielgerichtet im Pflanzenbau eingesetzt. Damit agiert die Biogasanlage als Nährstoffdrehscheibe und Systemdienstleister in der Landwirtschaft. Die 27-Millionen-Euro-Investition fördert die Wirtschaft vor Ort und schafft Arbeitsplätze. Nahezu alle Aufträge wurden an Unternehmen aus der Region vergeben. Durch die gemeinschaftliche Umsetzung fällt der finanzielle Aufwand für die einzelnen Betriebe zudem deutlich geringer aus als bei individuellen Lösungen.
Biomethan spielt in Deutschland eine wichtige Rolle in der Energiewende: Es ist speicherbar, flexibel einsetzbar und kann fossiles Erdgas in Strom, Wärme und Verkehr direkt ersetzen. Die Einspeisung ins Gasnetz erlaubt die Nutzung in ganz Deutschland – auch dort, wo keine Biogasanlagen stehen. Das Projekt in Heek liefert damit nicht nur lokal Energie, sondern stärkt bundesweit die Versorgungssicherheit mit klimafreundlichem Gas.
Die Konzeption, Bau und Inbetriebnahme der Anlage sowie die wissenschaftliche Begleitung und Unterstützung durch die FH Münster wird im Rahmen des Projekts „BNG – Bioenergie neu gedacht“ durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (FKZ: 2224NR019A/B) gefördert. Projektträger ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR).
„Die Gesellschafter und Geschäftsführer der Bioenergie Heek-Ahle GmbH & Co. KG setzen mit dem Projekt ein klares Zeichen. Die Energiewende ist eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können – genau wie dieses Projekt, das sie nun gemeinschaftlich umsetzen.“
Prof. Dr. Elmar Brügging, FH Münster
Fazit
Die Biogasanlage in Heek ist ein Vorzeigeprojekt für nachhaltige Energiegewinnung und regionale Kooperation. Sie demonstriert, wie durch gemeinschaftliches Handeln und innovative Technik landwirtschaftliche Reststoffe effizient genutzt werden können, um einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Entwicklung, zur Energiewende und zum Klimaschutz zu leisten.
Tonnen Gülle und Mist jährlich werden umweltfreundlich vergoren