Windenergie: Mehr Genehmigungen und Ausbau

30.08.2024

In Deutschland und NRW legt die Windenergie im ersten Halbjahr 2024 zu

Zahlreiche Akteur:innen der deutschen Energiewirtschaft haben in den letzten Wochen Ausbauzahlen zu Erneuerbaren Energien – insbesondere zur Windenergie – veröffentlicht. Ein Überblick über die veröffentlichten Daten mit einer Zusammenfassung und Einordnung von Jonathan Andraczek, Fachexperte Energiewirtschaft bei NRW.Energy4Climate.  

 

In Deutschland steigt die erneuerbare Stromerzeugung 2024 deutlich an. So beträgt der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch derzeit laut Umweltbundesamt rund 57 Prozent. Im Vorjahr wurde der Bruttostromverbrauch erstmals überwiegend von Erneuerbaren Energien gedeckt – jedoch war der damalige Anteil mit 51,8 Prozent noch geringer. Grund für den diesjährigen Anstieg sind die starken Ausbauzahlen der Photovoltaik und der Windenergie sowie eine günstige Witterung für Windenergie und Wasserkraft. 

Laut der „Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat)“ unter der Leitung des Umweltbundesamtes wurden im ersten Halbjahr 2024 deutschlandweit 146,6 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt. Das bedeutet einen Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 

Ausbauzahlen der Windenergie 
Für den Anstieg der Stromerzeugung durch Windenergie ist unter anderem der Ausbau von Windenergieanlagen (WEA) verantwortlich – deutschlandweit, in NRW und Offshore. Laut einer Analyse der FA Wind des Marktstammdatenregisters sowie direkt überlieferter Zahlen aus Genehmigungsbehörden wurden deutschlandweit im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 1.310 Megawatt (MW) Leistung brutto zugebaut.  

Weniger Anlagen, trotzdem mehr Leistung 
Während die Leistung und die Stromerzeugung durch Windenergie steigt, geht die Anzahl an Anlagen insgesamt jedoch zurück. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich ein Nettominus von 32 Anlagen bei einem Plus in der Leistung von 929 MW. Diese Tendenz ist auch für die kommenden Jahre zu erwarten. Denn für viele veraltete Anlagen, die in den 1990er und 2000er Jahren in Betrieb genommen wurden und eine geringe Leistung von meist unter zwei MW haben, ist der Weiterbetrieb, nachdem sie aus der 20-jährigen EEG-Förderung fallen, nicht mehr wirtschaftlich. Die jetzt in Betrieb genommenen Anlagen sind mit einer durchschnittlichen Generatorleistung von circa fünf MW – Tendenz steigend – sehr viel leistungsstärker.

Starker Zuwachs bei neuen Genehmigungen 
Neben dem tatsächlichen Zubau steigt auch die Anzahl neuer Genehmigungen weiter an. Die Genehmigungsanzahl weist darauf hin, wie sich der Zubau in den kommenden Jahren entwickeln wird. Zwischen der erteilten Genehmigung und der tatsächlichen Inbetriebnahme einer Anlage vergehen unter anderem durch den Bau und die Teilnahme an Auktionen durchschnittlich knapp zwei Jahre. Im ersten Halbjahr 2024 wurden deutschlandweit 896 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 5.023 MW genehmigt. Dies ist ein Anstieg in der genehmigten Leistung von beachtenswerten 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt wird für das Jahr 2024 Genehmigungen mit einer Leistung von über 12.000 MW erwartet. 

NRW führend bei Ausbau und Genehmigungen 
Im Ländervergleich ist NRW im ersten Halbjahr 2024 sowohl bei den Ausbau- als auch bei den Genehmigungszahlen bundesweit führend. Und das, obwohl NRW das Flächenland mit der höchsten Bevölkerungsdichte ist und demnach geringere Flächenpotenziale aufweist. 

Laut einer Analyse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW) wurden im ersten Halbjahr 2024 in NRW 61 neue Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 275 MW errichtet. Die genehmigte Gesamtleistung für den gleichen Zeitraum in Höhe von 1.336 MW entspricht bereits der gesamten genehmigten Leistung des Jahres 2022 und über 70 Prozent der genehmigten Leistung in 2023. Im bundesdeutschen Vergleich macht sie mehr als ein Viertel der gesamtdeutschen genehmigten Leistung aus und ist deutlich höher als die genehmigte Leistung der in der Rangfolge folgenden Länder Niedersachsen (684 MW), Schleswig-Holstein (649 MW) und Brandenburg (499 MW). 

Während der bundesweite Windenergiezubau weiterhin an Geschwindigkeit anziehen muss, zeigen die hohen Genehmigungszahlen in Deutschland und insbesondere in NRW, dass sich ein positiver Trend im kommenden Jahr abzeichnen dürfte.