Schatz aus der Tiefe heben: Ausbau von Geothermie beschleunigen
09.10.2024
Unerschöpfliche, ganzjährige klimafreundliche Energie direkt unter unseren Füßen: Erdwärme aus der Tiefe NRWs ist ein zentraler Baustein für das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Während in Berlin heute das Parlament den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren von Geothermieanlagen berät, diskutieren parallel in Bochum Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen, Wissenschaft, Politik und der Energiebranche bei der NRW-Geothermiekonferenz, wie in NRW mehr Projekte schneller in die Umsetzung kommen. Veranstaltet wird die Konferenz von NRW.Energy4Climate in Kooperation mit der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (Fraunhofer IEG).
„Nordrhein-Westfalen hat sich engagierte Ziele für den Hochlauf der Geothermie gesetzt. Die Gesetzesinitiative des Bundes zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren lässt auf Rückenwind für unsere Aktivitäten und die geplanten Projekte hier in NRW hoffen“, so Christian Mildenberger, Geschäftsführer der Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate. „Klar ist: Wir brauchen eine massive Beschleunigung der Projektvorhaben, damit eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045 erreicht werden kann. Einheitliche Vorgaben auf Landes- wie auf Bundesebene sind dafür ein wichtiger Schritt.“
Masterplan zeigt Weg, um Potenzial klimafreundlicher Erdwärme zu nutzen
Bis zu 20 Prozent des Wärmebedarfs will das Land Nordrhein-Westfalen bis 2045 klimaneutral über Erdwärme decken. Der im April 2024 veröffentlichte Masterplan Geothermie soll hierfür die strategische Grundlage schaffen. Er beschreibt Ausbauziele, ebenso wie Maßnahmen der Landesregierung und wirtschaftliche Chancen des Markthochlaufs.
„Mit dem Masterplan Geothermie treibt das Land Nordrhein-Westfalen die Erschließung des Erdwärmepotenzials aktiv voran und benennt konkrete Ausbauziele. Wir schaffen die passenden Instrumente, um das sogenannte Fündigkeitsrisiko – also nicht erfolgreiche Bohrungen – abzusichern, fördern Vorerkundungsmaßnahmen und verbessern mit einem Explorations- und Bohrprogramm die Datenlage“, erklärt Dr. Ralf Kuder, Referatsleiter im NRW-Wirtschaftsministerium, der im Rahmen der Veranstaltung den Masterplan Geothermie vorstellte.
Dass in NRW mehr als ausreichend Potenzial an klimafreundlichen Wärmequellen zur Verfügung steht, bekräftigt die kürzlich vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) veröffentlichte Wärmestudie NRW. Erwartet wird ein zukünftiger Wärmebedarf aller Gebäude in NRW von maximal etwa 150 Terawattstunden pro Jahr. Viel Potenzial hat die oberflächennahe Geothermie. Sie kann laut Studie mit rund 27 Terawattstunden pro Jahr zum zukünftigen Energiemix beitragen. In den großen Ballungsräumen in NRW wird die hydrothermale Geothermie einen erheblichen Anteil am klimaneutralen Ausbau der Fernwärmesysteme haben.
Aktuelle Projekte in NRW – Chancen für die kommunale Wärmewende
Gerade auch für die anstehende kommunale Wärmeplanung und Zukunft der Wärmeversorgung in Städten kann Erdwärme zum hochrelevanten Baustein werden. Viele Projekte in NRW laufen bereits oder stehen in den Startlöchern – davon können sich die Teilnehmenden der mittlerweile zum 19. Mal stattfindenden Geothermiekonferenz durch die Vorstellung von aktuellen Praxiseinblicken und Impulsen aus bereits umgesetzten Projekten überzeugen: „Seit einigen Jahren heizt und kühlt das vom Fraunhofer IEG entwickelte System Geostar für die geothermische Bestands- und Quartiersversorgung beispielsweise das Hörsaalzentrum der Hochschule Bochum und den Fraunhofer-Campus. In Aachen haben wir in einer Studie untersucht, ob sich Grubenwasser aus Steinkohlebergwerken zum Heizen und Kühlen von Neubaugebieten eignet. In Bochum, Dortmund und Essen befinden sich ähnliche Konzepte für Nah- und Fernwärme bereits in der Umsetzung. Das Potenzial in NRW für geothermische Projekte zur kommunalen und industriellen Wärmeversorgung ist riesig, lassen Sie es uns nutzen“, betont Prof. Dr. Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG.
Angebote und Förderprogramme
Das Kompetenzzentrum Wärmewende NRW bei der Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate unterstützt Kommunen, Immobilien- und Energiewirtschaft sowie Projektierer u. a. mit Initialberatungen und Informationen. Gemeinsam mit dem Geologischen Dienst NRW und dem LANUV bietet die Landesgesellschaft hier eine zentrale Anlaufstelle für die Planung, Steuerung und Umsetzung der Wärmewende.
Aktuelle Förderprogramme des Landes NRW:
- Oberflächennahe Geothermie in Verbindung mit einer Wärmepumpe
- Weiterbildung zur Fachkraft für Bohrungen für geothermische Zwecke / Einbau Erdwärmesonden
- Risikoabsicherung hydrothermale Geothermie