„Mit dem Wärmeplan geben wir einen Planungshorizont“
02.07.2024
Prof. Dr. Christoph Landscheidt, Bürgermeister von Kamp-Lintfort im Interview mit NRW.Energy4Climate
Zunächst: Herzlichen Glückwunsch zur Verabschiedung Ihres Wärmeplans, Herr Bürgermeister. Als Teil unseres Pilotkommunenprogramms haben Sie uns bereits in Laufe der Erarbeitung einige Einblicke geben können. Doch was würden Sie sagen, war der entscheidende Faktor dafür, dass Sie in der Wärmeplanung so schnell konkret werden konnten?
Prof. Dr. Christoph Landscheidt: Wir haben ehrgeizige Ziele – bis 2040 wollen wir die Wärmeversorgung bei uns in Kamp-Lintfort weitgehend klimaneutral gestalten. Das motiviert uns, auch auf dem Weg dorthin schnell voranzukommen.Der Erarbeitungsprozess selbst war vielschichtig, da gab es viele Erfolgsfaktoren. Zum Beispiel die gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung, unserem Dienstleister evety GmbH und den Stadtwerken Kamp-Lintfort. Eine wichtige Voraussetzung für uns war natürlich auch die Förderung im Rahmen des Förderprogramms der NKI. Auch die frühzeitige Einbindung von Akteuren aus der Wohnungswirtschaft, dem Abfallverwertungszentrum, der Hochschule Rhein-Waal sowie der Öffentlichkeit hat uns viele wichtige Hinweise geliefert, die zum Erfolg beigetragen haben.
Welche wesentlichen Aussagen für die künftige Wärmeversorgung enthält der Wärmeplan von Kamp-Lintfort?
Prof. Dr. Christoph Landscheidt: Als Hauptergebnis der kommunalen Wärmeplanung haben wir den Ausbau des Fernwärmenetzes identifiziert. Natürlich kann die Fernwärme nicht überall und zur gleichen Zeit umgesetzt werden, aber gemeinsam mit den Stadtwerken gehen wir den Ausbau Schritt für Schritt an. In Kamp-Lintfort haben wir bereits heute ein 48 Kilometer langes Fernwärmenetz, weitere neun Kilometer sind in Planung. Besonders geeignet für die Fernwärme sind dabei die Stadtteile Altsiedlung und Niersenbruch. Bei drei weiteren Teilgebieten in Hoerstgen, Kamperbrück und Dachsbruch, die sich aufgrund ihrer Lage nicht für einen Anschluss an das bestehende Fernwärmenetz eigenen, werden wir Detailanalysen zu weiteren Versorgungsoptionen, wie beispielsweise Solarthermie und Geothermie, machen.
Nach Fertigstellung des kommunalen Wärmeplans fragen sich nun sicherlich viele Kamp-Lintforter Bürgerinnen und Bürger, was das für sie konkret bedeutet. Wie geht es nun weiter?
Prof. Dr. Christoph Landscheidt: Der Wärmeplan ist der erste Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung. Viele weitere Schritte müssen nun folgen. Die Stadt möchte die Bürgerinnen und Bürger rund um das wichtige Thema Wärmeversorgung begleiten. Deshalb bietet unsere Klimaschutzstelle, neben der Verbraucherzentrale NRW sowie den Stadtwerken, an, alle Interessierten mit aktuellen Informationen zu versorgen und bei ihren Entscheidungen kompetent zu beraten. Mit dem Wärmeplan geben wir unseren Bürgerinnen und Bürgern schon jetzt einen Planungshorizont.
Was würden Sie anderen Kommunen empfehlen – zum Beispiel in Sachen Kommunikation und Beteiligungsprozesse?
Prof. Dr. Christoph Landscheidt: Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, fortlaufende Information und Beteiligung in den Prozess der Wärmeplanung zu integrieren, damit die Leute sich beim Prozess abgeholt und mitgenommen fühlen. Das gilt sowohl für Stakeholder als auch für die Bürgerinnen und Bürger. Für die Informationen sind natürlich auch die jeweils passenden Formate entscheidend, um die Menschen, die man erreichen will, auch wirklich zu erreichen. Dabei hat jede Kommune ihre ganz eigenen Herausforderungen. Ich kann allen Verantwortlichen nur raten, die verfügbaren Beratungs- und Vernetzungsangebote zu nutzen.
Welchen Mehrwert hatte für Sie der Status Pilotkommune und die Begleitung durch das Kompetenzzentrum Wärmewende NRW?
Prof. Dr. Christoph Landscheidt: Wir sind sehr dankbar, dass wir Teil des Pilotkommunenprogramms sein dürfen. Es hat uns nicht nur in unserem Weg bestätigt, sondern uns auch selbst sehr geholfen. Der stetige Austausch mit anderen Kommunen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse über die unterschiedlichen Herangehensweisen im Prozess verbessern auch die eigenen Abläufe. Die Zusammenarbeit mit NRW.Energy4Climate hat uns nochmal darin bestärkt, dass niemand durch diesen Prozess alleine ‚durch muss‘. Vielmehr können wir alle voneinander lernen – wir haben schließlich auch ein gemeinsames Ziel.
Zum Artikel Kamp-Lintfort: Kommunaler Wärmeplan im Stadtrat beschlossen