Energieeffizienz: Kleine Maßnahmen, große Wirkung

26.11.2024

Mit Contracting-Partnern können Kommunen ihre Liegenschaften schneller energieeffizient aufstellen

Schulen, Schwimmbäder, Verwaltungsgebäude – jede Kommune kennt das: Die Gebäudehülle ist alt, die Fenster sind undicht, Beleuchtung und Energieversorgung sind nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik. Von zukunftsgerichteten Energielösungen wie Wärmepumpen, PV-Anlagen oder digitalisierter Raumtemperaturregelung ganz zu schweigen. Oft fehlen aber Geld und Know-how, um hierzu notwendige Investitionen zu tätigen. Dabei ließe sich mit ihnen auch wieder viel Geld einsparen. Und nicht nur das: Kommunen, die Klimaneutralität im Gebäudebestand anstreben, leisten auch einen großen Beitrag zum regionalen Klimaschutz. 

 

„Auch Kleinvieh macht Mist” 
Was die Kommunen schnell überfordert, ist die Vielzahl an kleinen Maßnahmen in ihren zahlreichen Liegenschaften. „Energieeffizienz ist kleinteilig – aber die Summe macht‘s“, sagt Steffen Haller von der ENGIE Deutschland GmbH, einem der großen Contracting-Anbieter in Deutschland. „Energiespar-Contracting fasst viele kleine Aufgaben zu einem großen Maßnahmenpool zusammen und hält den Verwaltungsaufwand für die Kommune gering.“ Contracting-Anbieter übernehmen dabei auf Wunsch die erforderlichen Investitionen und erhalten dafür die Einsparungen über eine bestimmte Vertragsdauer, meist von rund zehn Jahren.  

 

Partnerschaftliches Match 
Für den Contracting-Anbieter sind Kommunen verlässliche und langfristige Partner, die eine eigene Motivation mitbringen. „Ist die Entscheidung einmal gefallen, dass die Kommune sich als Vorreiter im Klimaschutz positionieren möchte, stehen vom Kämmerer über das Bauamt bis zum Stadtrat alle dahinter. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und win-win-Lösung mit unserem Kunden ist uns sehr wichtig“, so Haller. Dabei können auch das kommuneneigene Stadtwerk und die Hausmeister:innen vor Ort integriert werden.  

Bei ENGIE steht der Kommune ein ganzes Team von Energieeffizienz-Experten bis zu Servicetechnikern zur Verfügung – auch schnelle Hilfe ist so möglich. Wenn zum Beispiel in der Hürther Friedrich-Ebert-Realschule kurzfristig ein technisches Problem auftaucht, schickt das Facility-Team von ENGIE einen Mitarbeitenden vorbei. Das schätzt auch Nicklas Spiegel von der Stabstelle Klimaschutz in Hürth: „ENGIE kennt unsere Anlagen gut, das ist ein Vorteil.” Was die Zusammenarbeit aus Sicht der Kommune noch Positives bewirkt hat: „Es wurden noch mal viele neue Ideen im Energiebereich angestoßen, das hatte eine Sogwirkung“, so Spiegel. 

 

Alles in einem Rutsch  
Das klassische Energiespar-Contracting optimiert vor allem die Anlagentechnik in Gebäuden, in kleinem Umfang kann auch die Gebäudehülle mit saniert werden. Das sogenannte Energiespar-Contracting PLUS umfasst auch Maßnahmen an der Gebäudehülle. Der Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting e.V. – vedec empfiehlt, nicht scheibchenweise vorzugehen, sondern alle Maßnahmen in einem Rutsch anzugehen. So hat es auch die Stadt Hürth gemacht: Ihr Vertrag umfasst insgesamt 35 Liegenschaften. Dazu gehören zehn Grundschulen, drei weiterführende Schulen, sieben Kindertagesstäten, vier Flüchtlingsunterkünfte, ein Jugendzentrum, sechs Verwaltungsobjekte, eine Volkshochschule und ein Schwimmbad. Dabei investierte ENGIE beispielsweise in der Friedricht-Ebert-Realschule in neueste Beleuchtungs- und Regelungstechnik sowie Heizungs- und Lüftungstechnik und modernisierte auch die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik. 

 

Funkbasierte Einzelraumregelung in 49 Räumen 
Heute hängt in jedem Klassenzimmer ein unauffälliger kleiner Kasten neben der Tür. Diese Einzelraumregler messen mit einem Bewegungssensor, wenn jemand zur Tür reinkommt, und legen ein Nutzungsprofil für die Räume an. Entsprechend der Nutzung wird die Temperatur im Raum geregelt. „An den Wochenenden muss nun niemand mehr daran denken, die Heizung herunterzudrehen, das passiert automatisch.  Das spart viel Energie, besonders in den Randstunden und am Wochenende, berichtet Spiegel. Die Temperatur lässt sich aber auch händisch einstellen, was die Nutzer sehr schätzen.  
Das Gesamtprojekt in Hürth mit 35 Liegenschaften erzielt eine Einsparung von jährlich 336.200 Euro. Die CO2-Einsparung beträgt pro Jahr 1.185 Tonnen, das sind 20,6 Prozent der bisherigen Energiekosten. Wenn der Vertrag nach insgesamt zwölf Jahren endet, möchte die Stadt Hürth einen eigenen Facility-Manager einstellen. Die errichteten Anlagen sind seit Fertigstellung im Eigentum der Stadt und werden nach Vertragsende weiter genutzt.     

 

Diesem Bericht liegt eine Contracting-Tour von NRW.Energy4Climate und dem Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting e.V. – vedec zugrunde mit unter anderem einem Besuch bei der Hürther Friedrich-Ebert-Realschule. 

Kleiner Kasten, große Wirkung: Einzelraumregler in den Klassenzimmern legen ein Nutzungsprofil an und regeln die Raumtemperatur

In der Turnhalle der Schule wurden u.a. die Luft- und Heizungsversorgung sowie die Beleuchtung modernisiert