CCS: Ein wichtiges Puzzlestück

05.11.2025

Das Abscheiden und Speichern von Kohlenstoffdioxid (CO2) gilt als wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Technologie dahinter nennt sich CCS – Carbon Capture and Storage. Über die rechtlichen Grundlagen für den Einsatz beraten Bund und Länder in diesen Wochen in Berlin. Doch warum ist die Technologie so entscheidend für den Klimaschutz? Wie funktioniert sie und wo ist ihr Einsatz überhaupt wirtschaftlich sinnvoll?

CCS ist eine Technologie zur CO2-Abscheidung und -Speicherung, die darauf abzielt, schwer vermeidbare Emissionen aus Industrieanlagen in tiefen geologischen Gesteinsschichten zu speichern. Dadurch gelangen die Emissionen nicht in die Atmosphäre und beschleunigen nicht den Klimawandel.

Emissionsvermeidung hat Vorrang - Speicherung ist die letzte Option

Wichtig ist: Bei allen Bemühungen, den Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen zu verringern, ist die Speicherung die letzte Möglichkeit. Davor gibt es für viele Prozesse bereits zahlreiche Lösungen, die fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl oder -gas ersetzen können. So können Industrieprozesse als Wärmequellen beispielsweise auch erneuerbaren Strom, Geothermie oder grünen Wasserstoff nutzen. Das vermeidet den Ausstoß klimaschädlicher Gase gänzlich, denn wo kein Kohlenstoff verbrannt wird, entsteht auch kein CO2. Kurzum: Dort, wo Alternativen möglich sind, sollten diese genutzt werden.

Bei der Herstellung mancher Produkte lässt es sich aber nicht oder nur sehr schwer vermeiden, dass CO2 entsteht. Die Zementherstellung ist ein bekanntes Beispiel: Nur durch das „Austreiben“ von CO2 während des Brennvorgangs lässt sich das gewünschte Produkt Zementklinker erhalten, der Hauptbestandteil von Zement. In bestimmten Bereichen des Hoch- und Tiefbaus kann Zement als Baustoff auf absehbare Zeit nicht ersetzt werden. Genau hier braucht es die CCS-Technologie. Auch bei der Herstellung von Kalk und im Rahmen der technischen Abfallbehandlung sowie bei einigen weiteren Industrieprozessen ist die Entstehung von CO2 aktuell noch nicht oder nur schwer vermeidbar. Vor allem bei schwer vermeidbaren Emissionen ist eine kritische Abwägung erforderlich, ob CCS fallweise eine sinnvolle Lösung sein kann.

Weitverbreitete und erprobte Technologie

Kommt die Technologie nun zum Einsatz, gibt es verschiedene Optionen: Um CO2 direkt bei seiner Entstehung an Industrieanlagen abzuscheiden, steht eine Bandbreite weit entwickelter und erprobter Technologien zur Verfügung. Der Thinktank IN4climate.NRW hat hierzu ein Papier veröffentlicht, das die verschiedenen Optionen erläutert, einordnet und vergleicht.

Für das „Einlagern“ sind ehemalige Öl- und Gasfelder attraktiv, da sie ihre Undurchlässigkeit über lange Zeiträume bewiesen haben und oftmals bereits über Monitorings und geeignete Infrastrukturen verfügen. Funktionierende Speicher sind (außerhalb Deutschlands) bereits in Betrieb, eine Übersicht bietet unter anderem das Global CCS Institute.

Eine Herausforderung liegt in der Infrastruktur: Das abgeschiedene CO2 muss zu geeigneten Speicherstätten transportiert werden. Damit dies wirtschaftlich geschehen kann, ist mittel- und langfristig der Aufbau einer Pipelineinfrastruktur erforderlich, die Industrieregionen mit Speicherstätten verbindet und einen effizienten Transport ermöglicht.

Die Regulatorik für CCS entsteht

Um die rechtlichen Grundlagen für den leitungsgebundenen Transport und die Speicherung von CO2 zu schaffen, hat die Bundesregierung in diesem Sommer den Entwurf zum Kohlendioxid-Speicherungs- und Transportgesetz (KSpTG) vorgelegt. Das Gesetz ist eine Novellierung des bestehenden Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (KSpG), das CCS bislang nur zu Forschungszwecken vorsieht. Das KSpTG soll zeitnah im Bundestag beschlossen werden.

Der Entwurf sieht vor, Vorhaben zum CO2-Pipelinebau ins „überragende öffentliche Interesse“ zu stellen und so zu beschleunigen. Grundsätzlich soll die Speicherung nur Offshore erfolgen, also auf dem Festlandsockel und im Meeresgrund. Auf dem deutschen Festland („Onshore“) hängt die Speicherung vom Opt-In der jeweiligen Bundesländer ab. Das heißt, sie können selbst entscheiden, ob sie die Speicherung in ihrem Bundesland zulassen oder nicht.

Die größte Kontroverse dreht sich um die Frage, wo genau CCS zum Einsatz kommen soll. Soll CCS eine Klimaschutztechnologie sein, ist es wichtig, dass sie keine fossilen Strukturen verstetigt, sondern einen echten Beitrag zur Vermeidung von Emissionen leistet.

Je eher der gesetzliche Rahmen für CCS in Deutschland geklärt ist, desto eher lassen sich die drängenden Fragen für den Umgang mit unvermeidbarem und schwer vermeidbarem CO2 lösen. CCS ist keine Universallösung, aber ein wichtiger Baustein zum Erreichen der Klimaziele, der gezielt zum Einsatz kommen sollte, wenn es keine adäquaten Alternativen zur CO2-Vermeidung gibt. Nordrhein-Westfalen will die erste klimaneutrale Industrieregion Europas werden. CCS ist hierfür ein erforderliches Puzzlestück.