Aus den Regionen: Batterieforschung und -produktion – „Münster ist die Spinne im Netz”

08.05.2023

Interview mit Matthias Günnewig, Geschäftsleiter der Technologieförderung Münster GmbH

In wessen Auftrag handelt die Technologieförderung Münster?  

Matthias Günnewig: Unsere Gesellschafter sind die Wirtschaftsförderung Münster, die Universität Münster und die Sparkasse Münsterland Ost. Wir arbeiten daher als kommunale strukturförderliche Einrichtung für die Wissenschaft und die Wirtschaft in Münster. Ergänzend zu dieser lokalen Verantwortung sind wir aber auch regional im Münsterland und darüber hinaus tätig. Viele unserer Themen im Hightech-Umfeld folgen den aktuellen Mega-Trends, die natürlich nicht an den Stadtgrenzen enden. 

 

Was bieten Sie Gründern und technologieorientierten Firmen am Standort Münster? 

Mit unseren Gebäuden, circa 20.000 qm Büro- und Laborfläche, bieten wir Startups, wachsenden Unternehmen, Forschenden und Abteilungen für Forschung und Entwicklung größerer Unternehmen einen ersten „Startplatz“ in Münster. Dabei fokussieren wir uns auf die Technologien, die in Münsters Wissenschaftslandschaft besonders stark sind sowie national und international einen herausragenden Ruf haben, besonders in den Schlüsseltechnologien der Batteriesysteme, im Bereich Wasserstoff, der Life Sciences und der Querschnittstechnologie Digitalisierung. Ergänzend bauen wir tragfähige Netzwerke auf, die sowohl für externe Partner als auch für unsere Mieter von hohem Wert sind. In diesen Netzwerken initiieren wir Projekte, die dann mit Hilfe der Landes-, Bundes- und EU-Programme gefördert werden können. 

 

Als wichtiger Standort für Batterieforschung: Welche Aktivitäten finden aktuell statt? 

In ganz Europa werden aktuell große Batterieproduktionsvorhaben angekündigt. Deutschland spielt bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. Münster ist dabei die Spinne im Netz. Schon seit zwei Jahren können erste Forschungsvorhaben im Produktionsumfeld gemeinsam mit der Industrie in einem Workspace der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) durchgeführt werden. Wir gehen aktuell davon aus, dass die erste große Forschungsfabrik mit einer Produktionsleistung von 200 MWh/a Anfang 2024 steht. In 2026 wird dann die Gigafabrik mit einer Kapazität von bis zu 6,8 GWh/a eingerichtet sein. Ziel ist es, die Produktionsforschung für Batteriezellen unterschiedlicher Formate in Münster zu etablieren und so der Industrie eine vollständige Forschungswertschöpfung vom Technologie-Reifegrad (TRL) zwei bis acht anbieten zu können, das heißt alle Schritte zwischen Grundlagenforschung und Marktreife.  

 

Was macht den Standort Münsterland so attraktiv für diese Vielzahl an Forschungsaktivitäten? 

Münster nimmt mit seiner ausgeprägten interdisziplinären Forschungslandschaft schon lange in Deutschland und Europa eine Spitzenposition ein. Insbesondere die Naturwissenschaften zeigten das in der Vergangenheit deutlich. Viele Startups aus den Bereichen Chemie, Biologie und Physik sind aus den Fachbereichen hervorgegangen. Eine Milliarde Euro wurden durch das Land NRW und den Bund in die Gebäudeinfrastruktur im Wissenschaftspark Münster investiert.

Die Technologieförderung Münster hat diese Entwicklung weiter unterstützt und für die Wirtschaft entsprechende Laborflächen zur Anmietung gebaut. So entwickelte sich ein nachhaltiges Ökosystem, in dem Wissenschaft und Wirtschaft vertrauensvoll und auf Augenhöhe unter Begleitung der Clustermanager der Technologieförderung Münster arbeiten konnten. Durch die Attraktivität des Standortes konnten weitere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft für den Standort gewonnen werden, die für neue Akzente in der Zusammenarbeit sorgten. 

 

Wie könnte der Standort Münsterland in Sachen Batterieforschung und –produktion in Zukunft aussehen? 

Wir haben in den letzten Monaten attraktive und internationale Industriepartner an den Standort binden können. Im Mai nimmt ein weiteres Unternehmen im Bereich des Batterie-Recyclings mit Standort in Singapur seine Tätigkeit in Münster auf. Alle Aktivitäten in Münster sind auf die Weiterentwicklung des Batteriestandortes ausgerichtet. Gewerbe- und Industrieflächen für die Ansiedlung von batterieaffinen Unternehmen in unseren Gewerbegebieten direkt in der Nachbarschaft der FFB werden freigehalten, neue Laborgebäude für die weitere industrielle Forschung und für Startups werden gebaut. Mit der industrienahen Forschung im MEET, HI-MS und in der FFB wird Münster schon 2030 einer der führenden Entwicklungspartner für die nationalen und internationalen Material- und Zellhersteller sein.

In Kooperation mit unseren Umlandgemeinden im Münsterland haben wir auch Kapazitäten für kleinere und auf besondere Anwendungsfelder spezialisierte Batteriezellproduktionen und erwarten ab 2030 auch erste Zellfabriken. Münster wird im Schulterschluss mit seinen Partnern aus NRW somit bis 2040 als einer der führenden europäischen Forschungs- und Entwicklungsstandorte für Batteriezellmaterialien, Zellfertigung und Batterierecycling wahrgenommen. 

 

In der Rubrik „Aus den Regionen“ stellen unsere NRW.Klimanetzwerker:innen aktuelle und innovative Projekte aus ihren Regionen vor

Matthias Günnewig ist Geschäftsleiter der Technologieförderung Münster GmbH