Aus den Regionen: Auszeichnung für Aachen und Münster

13.12.2024

Die EU-Kommission hat den Städten Aachen und Münster das „Mission Label“ verliehen – Kristine Hess-Akens und Thomas Möller im Interview

Das „EU Mission Label“ ist eine Auszeichnung für ambitionierte Klimaarbeit, die den Dialog mit den Menschen vor Ort besonders fördert und als Vorbild für andere Städte dient. Die EU-Initiative „100 Climate-Neutral and Smart Cities by 2030“ zielt darauf ab, bis 2030 100 klimaneutrale Smart Cities zu schaffen. Dabei sollen jeweils lokale Behörden, Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Investoren sowie regionale und nationale Behörden zusammenarbeiten. Die ausgezeichneten Städte sollen dabei als Experimentier- und Innovationszentren fungieren, damit alle europäischen Städte bis 2050 – beziehungsweise in NRW bereits bis 2045 – ihrem Beispiel folgen können. 

Beworben hatten sich insgesamt 377 Städte aus ganz Europa. Aus Deutschland wurden auch Dresden, Frankfurt a.M., Heidelberg, Leipzig, Mannheim und München ausgezeichnet. In NRW konnten sich Aachen, Dortmund und Münster gegen ihre Mitbewerber durchsetzen. Mit welchen Konzepten Münster und Aachen jetzt Dialog und Zusammenarbeit in ihrer Stadtgesellschaft vorantreiben, berichten Thomas Möller, Stabsstellenleiter Klima der Stadt Münster und Kristine Hess-Akens, Stabsstelle Strategische Projekte der Stadt Aachen. 

 

Warum haben Ihre beiden Städte beim Projekt „100 Climate-Neutral and Smart Cities by 2030“ mitgemacht? 
Kristine Hess-Akens: In Aachen ist mit Annahme des Klimaentscheids im Mai 2022 das Ziel der Klimaneutralität 2030 politisch beschlossen worden. Dieses Ziel kann Aachen nicht alleine erreichen. Mit der Teilnahme an der EU-Mission ist die Stadt in der Lage, ihre Bedarfe gemeinsam mit anderen engagierten Städten zu formulieren und bei Entscheidungsträgern zu platzieren. Nur so kann es uns gelingen, das ambitionierte Vorhaben der Klimaneutralität bis 2030 zum Erfolg zu führen.  

Thomas Möller: Das Ziel der Klimaneutralität bedeutet: Städte, Staaten, Unternehmen und Privatpersonen müssen alle ihren eigenen Handlungsspielraum ausnutzen und brauchen positive Erfahrungen, dass alle gemeinsam etwas verändern. Als Teil der „100 Climate-Neutral and Smart Cities by 2030“ gehört Münster nun einer europaweiten Motivationsgemeinschaft an und signalisiert nach innen und außen: Wir kämpfen gemeinsam, denn gemeinsam können wir einen Unterschied machen! 

Was war die Begründung, warum die EU gerade Ihre Städte ausgezeichnet hat? 
Thomas Möller: Mit der Botschaft „Weil es uns alle braucht!“ hat Münster einen Klimastadtvertrag mit der gesamten Stadtgesellschaft entwickelt. Eine besondere Bedeutung in unserem Vertrag haben die Beiträge von Unternehmen, Vereinen, großen und kleinen Einrichtungen, Bürger*innen und natürlich dem Stadtkonzern selbst. Die EU-Kommission hebt mit der Auszeichnung vor allem die ambitionierten strategischen Vorhaben in den Bereichen erneuerbare Energien und Bauen und Sanieren, die dezernats- und ämterübergreifende Zusammenarbeit sowie die besonders breite Verankerung in der münsterschen Stadtgesellschaft hervor. 

Kristine Hess-Akens: Der Aachener Klimastadtvertrag, der den Weg zur Klimaneutralität bis 2030 aufzeigt, wurde mit 135 Unterschriften eingereicht. Die Unterzeichnenden, die eine große Bandbreite der Stadtgesellschaft abbilden, haben sich selbst verpflichtet, das Ziel der Klimaneutralität aktiv voranzutreiben. Mit der Verleihung des Mission Labels hat die EU- Kommission den Klimastadtvertrag als tragfähiges Konzept zur Klimaneutralität und ausdrücklich auch das große Netzwerk an Unterstützerinnen und Unterstützer gewürdigt.  

Wie unterstützt künftig der Klimastadtvertrag den Klimaprozess der Stadt Münster? 
Thomas Möller: Der Klimastadtvertrag wird erst zu Ende geschrieben sein, wenn Münster Klimaneutralität erreicht hat. Er bildet die Klammer für alle Beiträge und Maßnahmen, die in Münster für das Ziel der Klimaneutralität geleistet werden. Er dient als öffentliche Selbstverpflichtung, die eingereichten Beiträge auch tatsächlich umzusetzen und motiviert andere, ihren Handlungsspielraum ebenfalls auszuschöpfen. Damit bildet der Klimastadtvertrag in den kommenden Jahren den Dreh- und Angelpunkt für Münsters Transformation hin zu einer klimaneutralen Stadt. 

Über welche Wege kommt die Stadt Aachen mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog? 
Kristine Hess-Akens: Aachen ist von einer vielfältigen und aktiven Initiativenlandschaft geprägt.  Viele dieser Initiativen, allen voran der Klimaentscheid Aachen, haben den Klimastadtvertrag unterschrieben. Über diese Multiplikatoren erreichen wir viele Bürgerinnen und Bürger. Zusätzlich wurde im April 2024 die städtische Klimakampagne „Klimaschutz. Wir. Jetzt.“ vom Stadtmarketing gestartet. Hier finden Bürgerinnen und Bürger über unterschiedliche Kanäle, zum Beispiel www.aachenklima.de aktuelle Informationen zu Förderprogrammen, Veranstaltungen und dem eigenen Wirkungsradius.  

Können Sie hier schon Erfolgsrezepte für einen gelingenden Bürgerdialog weitergeben? 
Thomas Möller: Wir haben erprobte Erfolgsfaktoren und die bisherigen Erfahrungen sehr ernst genommen. Die Entwicklung des Klimastadtvertrags wird durch eine breite Palette von Ansprache- und Diskussionsformaten begleitet, die für jede Gruppe der Stadtgesellschaft – ob Unternehmerin, Rentner, oder Studentin – etwas bereithält. Wir legen großen Wert darauf, die Klimaarbeit in Münster mit Ehrlichkeit, Realismus und einer besonders hohen Transparenz zu gestalten. 

Kristine Hess-Akens: Die Stadt Aachen hat gezeigt, dass ein gelingender Bürgerdialog von frühzeitiger Einbindung, transparenter Kommunikation und vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten abhängt. Wichtig ist es, Menschen mit konkreten Projekten zu begeistern und auf ihre unterschiedlichen Perspektiven einzugehen. Mit den Städten Münster und Mannheim entwickeln wir ein Format, mit dem sich Bürgerinnen und Bürger mit konkreten Maßnahmen am Aachener Klimastadtvertrag beteiligen können. Sichtbare Erfolge und die konsequente Einbindung der Bürgerinnen und Bürger als Partner sind entscheidend, um Motivation und Engagement nachhaltig zu fördern.  

Kristine Hess-Akens, Stabsstelle Strategische Projekte der Stadt Aachen

Thomas Möller, Stabsstellenleiter Klima der Stadt Münster